(c) Pester Lloyd / 34 - 2009 POLITIK 23.08.09
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Verhaftungen nach Morden an Roma
Polizeichef spricht von eindeutig rassistischen Motiven der Verdächtigen
Das nationale Ermittlungsbüro hat bekannt gegeben, dass die Polizei am
Freitagmorgen, kurz nach 2 Uhr, Verdächtige im Zusammenhang mit den Morden an Roma in Ungarn verhaftet hat. Mittlerweile wurde untersuchungshaft angeordnet
Bei den Verdächtigen handelt es sich um
"Nicht-Roma", die in einem östlichen Komitat mit einer Schrotflinte auf ein mit Roma besetztes Auto geschossen haben sollen. Die Polizei fahndete dann in der
gesamten Umgebung nach den Tätern und stellte sie schließlich in einer Disco. Zunächst wurden sechs Personen festgenommen, eine Frau und ein Mann wurden
später freigelassen. Sie wurden unter Zeugenschutz gestellt.
Nach einer Mitteilung des Polizeipräsidenten von Ungarn, József Bencze am
Freitagnachmittag, waren eindeutig rassistische Motive die Haupttriebkraft der vier Tatverdächtigen gegen Roma vorzugehen. Derzeit werden DNA-Proben und
andere Beweise gesichert und die Taten den einzelnen Personen zugeordnet. Untersuchungshaft wurde beantragt, am Sonntag wurden die vier unter massiven
Sicherheitsvorkehrungen nach Budapest Budapest überstellt.
Die Verdächtigen werden derzeit mit insgesamt neun Verbrechen in Verbindung
gebracht. Die Verhafteten sind im Alter von 28 und 42 Jahren und sehen sich nun mit Vorwürfen wie Mord, Mordversuch, Körperverletzung, Brandstiftung etc.
konfrontiert. Der Polizeipräsident sprach davon, dass die Untersuchungen noch nicht abgeschlossen seien, von einer vollständigen Aufklärung kann also noch keine Rede sein.
Am Sonntagmittag wurde Untersuchungshaft, vorerst bis 23. September,
angeordnet, wegen Flucht- und Tatwiederholungsgefahr. Die Angeklagten leugneten allesamt die Taten, ihre Anwälte kündigten Widerspruch gegen die Entscheidung an.
Insgesamt wird durch eine mittlerweile hundertzwanzigköpfige Sonderkommission
in 63 Fällen von Gewalt gegen Angehörige der größten ethnischen Minderheit in Ungarn ermittelt, die in den letzten eineinhlab Jahren sechs Todesopfer, fünf
Schwerstverletzte forderte. Zudem wurden etliche Häuser durch Brandanschläge zerstört und Angst und Schrecken durch gezielte Schüsse auf Häuser
(Mordversuch) verbreitet. Der jüngste Fall liegt gerade erst drei Wochen zurück. Im nordostungarischen Kisléta wurde eine 45jährige alleinerziehende Mutter von
Tätern in ihrem Haus hingerichtet, die Tochter überlebte schwer verletzt.
Bisher konnte die Polizei keine Täter ermitteln, die rechte Szene behauptete
daher immer, es handele sich um interne Auseinandersetzungen der "Roma-Mafia". Teile der Polizei waren in die Kritik geraten, weil eine
Polizeigewerkschaft mit rund 4.000 Mitgliedern einen “Sicherheitspakt” mit der rechtsextremen Partei Jobbik abgeschlossen hatte. Insgesamt sind mittlerweile
fast 300.000 EUR Belohnungen für sachdienliche Hinweise ausgesetzt worden, zeitweise halfen Experten des FBI bei der Fahndung. Bereits nach dem jüngsten
Mord ging die Polizei auch offiziell von einer Tätergruppe aus. Sie konnte mindestens vier bis fünf Anschläge ein und derselben Waffe zuordnen.
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