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(c) Pester Lloyd / 39 - 2009  GESELLSCHAFT 25.09.2009
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Musik und heiße Luft für den Klimaschutz

Umwelt-Pop-Aktion der EU auf Station in Budapest

Kürzlich hielt sich der deutsche Jungschauspieler und Teenyschwarm Tobias Schenke – dem deutschen Publikum durch Filme wie Harte Jungs (2000) und Kleinruppin forever (2004) bekannt geworden – im Dienste der EU-Umweltkampagne „Play to stop: Europe for Climate“ in Budapest auf. Gemeinsam mit einigen anderen ökologisch aufgeklärten Jungstars europäischer Länder trat er im Rahmen eines MTV-Konzertes der britischen Band The Editors als Nationaler Botschafter der Kampagne auf.

Schenke (Zweiter v. rechts), der eigentlich eher Punk und Goa als dem „Umwelt-Pop“ zugetan ist, antwortet auf die Frage nach seiner Motivation, sich bei einer solchen Veranstaltung wie „Play to stop“ als Umweltbotschafter einspannen zu lassen, euphorisch: „Na, es ist wirklich wichtig, was zu verändern!“ Allerdings, so gibt Schenke zu, glaube er nicht, dass der Treibhauseffekt ausschließlich vom Menschen verursacht sein muss, trotzdem aber könne die Erwärmung der Erdatmosphäre vom Menschen positiv beeinflusst werden. Dennoch sei dem Wahlberliner durchaus bewusst, so sagt er, dass die weltweiten Ausmaße des industriellen Wachstums und die damit einhergehende Umweltverschmutzung keinen Anlass zur Hoffnung geben, da sie kaum aufzuhalten seien.

Das skeptische Naturkind fährt nur selten Auto

Und trotzdem: Obwohl Schenke, der jünger wirkt, als er in Wirklichkeit ist, genauso wie über 65% der europäischen 15- bis 24-jährigen davon überzeugt zu sein scheint, dass der Klimawandel nicht aufzuhalten ist, stellt es für ihn nach eigenen Angaben ein besonderes Anliegen dar, etwas dagegen zu unternehmen. Auf die Frage, warum er dennoch dieser Ansicht sei, antwortet er, er sei einfach ein Naturmensch. Als er noch ein Kind gewesen ist, habe seine Familie keinen Fernseher gehabt und so habe er sich eben hauptsächlich im Freien herumgetrieben.

Es bedarf einer „gewissen Bildung“, die Notwendigkeit des Naturschutzes zu erkennen.

Was er denn den Jugendlichen von heute raten würde, die ihre Zeit in erster Linie vor dem Rechner oder der Glotze und nicht im Wald verbringen. „Back to the roots!“ – raus in die Natur, das würde er ihnen sagen. Und auf den Einwand, ob er wirklich der Meinung sei, dass sie einem solchen Rat Folge leisten würden, wenn sie nicht wie er zwischen Bäumen und mittlerweile selten gewordenen Tierarten aufgewachsen seien, kommt er auf das Thema „Bildung“ zu sprechen. Obwohl der junge Wilde die Schule nach dem Realschulabschluss verlassen und selbst die Schauspielschule schon nach kurzer Zeit geschmissen hat, ist er davon überzeugt, dass es einer „gewissen Bildung“ bedarf, die Notwendigkeit des Naturschutzes zu erkennen. Schenke habe drei jüngere Brüder, von denen der jüngste gerade 16 Jahre alt ist. Auch ihm gegenüber ist es dem großen Bruder ein Herzensanliegen, die Vorzüge der Natur immer wieder zu preisen.

Und was unternimmt Schenke selber in Sachen Umweltschutz? „Mülltrennen, das versteht sich ja von selbst“ und sei bei ihm von Klein auf ins Blut übergegangen, woran man erkennt dass es wohl kein gesondertes Briefing für Budapest gegeben haben kann. Ansonsten fahre er viel Fahrrad oder öffentliche Verkehrsmittel und wenn er mal weiter weg müsse, klinke er sich bei einer Fahrgemeinschaft ein bzw. organisiere sogar selber eine. Ja, er habe ein eigenes Auto – mit grüner Umweltplakette, versteht sich. Und obwohl er dieses relativ schadstoffausstoßarme Automobil, dessen Typ er partout nicht nennen will – gar nicht so häufig in Anspruch nehme, scheint es ihm dennoch wichtig zu sein, eines zu besitzen.

„Gegen Schwarz-Gelb, für alternative Energien!“

Biodiesel steht er allerdings auf Grund des für seine Erzeugung zerstörten Regenwaldes und der in ihm lebenden Tierwelt skeptisch gegenüber, genauso wie sich ja auch die regenerativen Energieerzeuger namens Windparks und Co. negativ auf die Umwelt auswirken können: „Das ist ja auch nur ein Betonklotz, der auf jeden Fall nicht wirklich in die Landschaft passt.“ Gerade in Sachen Atomkraftwerke bzw. deren schrittweise Abschaffung käme es heute darauf an, dass „alle an einem Strang ziehen“. Schenke hält es nämlich wie viele seiner aufgeklärten Altersgenossen für sehr gefährlich, an der Atomenergie festzuhalten. „Gegen Schwarz-Gelb, für alternative Energien!“

Schließlich berichtet Schenke, der Budapest schon von früheren Besuchen kennt, er habe nach dem Mittagessen mit einem Freund einen langen Spaziergang durch die Stadt unternommen: Vom Theater im Millenáris-Park auf der Budaer Seite seien sie bis ins Pester Stadtzentrum (immerhin knappe fünf Kilometer) gewandert, haben sich aber für den Rückweg eine Rikscha geleistet. Und auf die zugegeben etwas gemeine Frage, ob er denn auch nach Budapest mit einer Rikscha gereist sei, schmunzelt Schenke und muss zugeben, dass die EU ihn einfach in einen Flieger gesetzt habe. Eine unbekannte Summe soll allerdings zum Ausgleich für den CO2-Ausstoß gezahlt worden sein, da sei er sich ziemlich sicher.

Weitere Infos über die Kampagne: www.play4climate.eu

Text und Fotos: David Völker

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