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(c) Pester Lloyd / 40 - 2009  STADTLEBEN 30.09.2009
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Null Erotik

Platt, schäbig und sabbernd: die 14. Internationale Erotikfachmesse „Erotika“ in Budapest fand wieder ihr Publikum

Seit 14 Jahren organisiert Ildikó Strausz das Spektakel der „Erotika“, eine Erotikmesse mit Zuschauerzahlen im fünfstelligen Bereich und hat ihr in dieser Zeit zum Ruf eines internationalen Großereignisses verholfen. Großereignis insofern, als dass eine stetig wachsende Besucherzahl (heute ca. 10.000) die Messe aufsuchen und alle Aussteller ausnahmslos begeistert über diesen Andrang sind. Dass alles ziemlich platt und schäbig abläuft und das Publikum aus 80 Prozent notgeilen, sabbernden Spannern zu bestehen scheint, tut dem Erfolg wohl keinen Abbruch.

Der männliche Kunde ist König

Ihr Erfolgsrezept bestehe aus viel Werbung und einer guten Show, sagt die Organisatorin Ildikó Strausz. Die quirlige Frau mit den hellwachen Augen sieht das ganze als „Big Business“. Sinnlichkeit, Ästhetik oder gar erotische Kunst spielen für sie, wie auch für die meisten männlichen Besucher, keine Rolle. Die „Shows“ bestehen aus Striptease-Einlagen attraktiver und auch weniger attraktiver Darstellerinnen, die sich im inszenierten Ernstfall in aller Öffentlichkeit selbst befriedigen. Ein österreichisches Freudenhaus lässt die Frauen nicht einmal auf einer Bühne tanzen, so dass die atemlos fotografierenden, gierig starrenden Männermassen beinahe Körperkontakt zu den Tänzerinnen haben.

Ein schauderhafter Anblick: Das junge Mädchen blickt drein, als käme sie zur Zahnspangenanprobe. 50 Männer versammeln sich vor ihr und sie beginnt ihre Beine zu öffnen. Jetzt wird es eng, jeder versucht eine Aufnahme von ihrem Allerheiligsten zu erhaschen. Dass das Mädchen sich in ihren grünen High Heels vollkommen ungelenk bewegt und offensichtlich extrem angespannt ist, scheint hier niemanden zu interessieren. Auf die Frage, ob so viel Unzucht gewisse konservative ungarische Politiker oder Moralisten auf den Plan rufen könnte, antwortet Frau Strausz abwinkend: „Ja, Probleme gab es, aber das war nach der Wende. Heute ist die Messe Normalität.“

Trotz Krisenstimmung macht sich die Erotikbranche keine Sorgen

2009 ist das Jahr der Wirtschaftskrise, deren Auswirkungen auch auf dem Messegelände zu spüren sind. Zwar sind Pornolegenden wie Pierre Woodman erschienen, dessen Gage, wie es Frau Strausz verrät, nicht gerade billig ist, so dass an Gratispräsenten für die Messebesucher gespart werden musste. Lediglich Autogramme und Poster mit persönlichen Widmungen sind von den Pornostars, denen ein merkwürdig heiliger Respekt entgegengebracht wird, zu bekommen. Hoffnungen auf neuartige Kondomkreationen oder lustige Plastikpuppen für den nächsten Herrengeburtstag oder Junggesellenabschied lösen sich in Luft auf.

Trotz dieser Sparstimmung scheint die Branche relativ gefestigt. Die Wirtschaftskrise scheint im Vergleich zur Internetwende in den 90er Jahren noch das kleinere Übel von beiden zu sein. Damals brach vor allem der DVD-Markt auf Grund der Online Billigkonkurrenz zusammen.

Penislutscher und Designer-Dildos

Eine der wichtigsten Eigenschaften in der Erotikbranche ist, so Frau Strausz, die Flexibilität. Man müsse von Jahr zu Jahr umdenken. So gäbe es auf der Messe auch nur wenige Stammgäste. Dieses Jahr sind vor allem Aussteller aus Deutschland und Österreich erschienen. Vom Tattoowierer bis zum Süßigkeitenladen mit Penislutschern ist alles dabei. An vielen Ständen können Vibratoren in unterschiedlichen Formen und Farben betrachten werden. Ursprünglich als medizinisches Gerät gegen die so genannte „weibliche Hysterie“ entwickelt, sollte er mittlerweile in jedem weiblichen Haushalt vorzufinden sein, meinen die Aussteller. Viele Geräte haben den Sexappeal von Staubsaugerrohren und Pürierstäben, alleine die Übergröße mancher Modelle erschreckt sicherlich nicht nur männliche Betrachter zu Tode.

Abwechslung bietet da „Merci“, der einzige japanische Messestand. Dessen Ufo ähnlichen Designer-Dildos und -Vibratoren könnte man sich zu Hause eher in die Vitrine stellen, als zum alltäglichen Gebrauch in die Schlafzimmerschublade. Einzelne Modelle lassen sich sogar per USB Kabel aufladen, falls der Laptop gerade in Reichweite sein sollte.

Der Name „Erotika“ klingt nach Sinnlichkeit und mehr als nach nackten Tatsachen. Diesem Eindruck wird die Messe jedoch nicht gerecht. Selbst die großen Pornostars wie Vivian Schmitt, eine in die Jahre gekommene deutsche Pornodarstellerin mit riesigen Plastikbrüsten und einem ebenfalls künstlichen Dauergrinsen, zeigen auf ihren „Shows“, wofür sie von ihren Videos her bekannt sind: Sex. Zu dumpfer elektronischer Musik ziehen sie sich aus, spreizen spagatartig ihre Beine, ohne dass der eine oder andere Pickel am Po plötzlich unsichtbar geworden wäre. Und immer wieder dieses aufgegeilte Blitzlichtgewitter, das die Diskoleuchten in den Schatten stellt. Hier in Budapest ballt sich das pure Sexgeschäft der einfachsten Gelüste. Davon lenken auch die innovativen japanischen Kreationen und die spätere Wahl eines wirklich attraktiven Mädchens zur „Miss Erotika“ nicht ab.

Weitere Infos zur Messe: www.erotikakiallitas.hu

Tibor Wilhelm Benedek

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