(c) Pester Lloyd / 43 - 2009
KULTUR 24.10.2009 _______________________________________________________
Blicke ins Gestern und Heute der Stadt
Das Kiscelli Museum in Budapest hat man manchmal ganz für sich allein
Im Kiscelli Museum, ein Schloss, versteckt in den Hügeln Budas, begibt man sich auf die Spuren Budapests. Wie die Stadt entstand, sich weiterentwickelte und wie sich das Leben in Budapest zu vergangenen
Zeiten abspielte, wird hier gezeigt. In einer aktuellen Ausstellung werden noch bis zum 22. November außerdem Werke von in Ungarn lebenden ausländischen Künstlern gezeigt.
Die Arbeiten von 14 Künstlern aus unter anderem Großbritannien, Japan, Brasilien
und Moldawien haben ein vorübergehendes zu Hause im Kiscelli Museum gefunden. So sollen die Beziehungen und Verbindungen, die bekannte Künstler aus
aller Welt mit Budapest und Ungarn haben, dargestellt werden. Bei den ausgestellten Werken, von denen keins älter als 20 Jahre ist, handelt es sich nicht
nur um Gemälde, sondern es erwarten den Besucher auch Fotos, Videoinstallationen und andere Kunstformen.
Der Hof des Schlosses Kiscell aus dem 18. Jh., heute Museum
Fotos: Sabine Pollmann (c) Pester Lloyd
Doch bietet das Museum neben der momentanen Ausstellung auch viele andere
Highlights. Das aus dem 18. Jahrhundert stammende Gebäude und sein Innenhof sind schon für sich allein sehr schön und bieten Platz für viele verschiedene
Sammlungen. Besonders soll das alltägliche Leben in Ungarn zu längst vergangenen Zeiten dargestellt werden. So kann der Besucher alte Ladenschilder
und Werbeplakate auf sich wirken lassen, findet sich in einer alten Apotheke wieder und kann sich durch das ausgestellte antike Mobiliar und Küchenzubehör in
die Wohnräume der ungarischen Familie aus dem 18.ten und 19.ten Jahrhundert versetzen.
Auf die Budapester Architektur wird ein weiterer Schwerpunkt gelegt.
Viele alte Grundrisse zeigen noch stehende, leider schon zerstörte und/oder nie verwirklichte Gebäude aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Außerdem kann man alte Fotografien von bekannten Plätzen
und Gebäuden betrachten. Es macht Spaß, in den Originalzeichnungen und Fotos Bauten wiederzuerkennen, die man im heutigen Budapester Stadtbild wiederfinden kann: so kann der Besucher zum
Beispiel die Originalzeichnungen für den Bau der bekannten Kettenbrücke studieren. Die Auswahl an alten stadtplanerischen Entwürfen hinterlässt einen
Eindruck davon, wie die Stadt sich im Laufe der Zeit veränderte und ihre Grenzen ausweitete.
Auch die Welt der immer moderner werdenden Kommunikation wird im Kiscelli
Museum nicht außer acht gelassen. Nachdem der Besucher einen von barocken Skulpturen gesäumten Flur durchquert hat, tritt er ein in die Welt der Presse.
Eine Sammlung von alten Zeitungsausschnitten und großen Druckmaschinen offenbart, was früher eine Nachricht wert war und wie wichtig und einzigartig
gedruckte Worte zur Informationsverbreitung waren – ganz anders als im heutigen Zeitalter, in dem jedermann sich nicht nur in Zeitungen, sondern auch
im Fernsehen, Radio und vor allem im Internet informieren kann.
Aus der aktuellen Ausstellung, siehe Text oben.
Zum Museum gehört zusätzlich noch eine alte Kirche, welche sich der Besucher
definitiv nicht entgehen lassen sollte. Der riesige Innenraum mit dicken Steinwänden zieht jeden völlig in seinen Bann. Die sonst gewöhnlichen bunten
Kirchenfenster findet man hier aber nicht: Dort, wo einmal Fenster waren, sind nun Steine. Das rührt daher, dass die Kirche (sowie auch das Museum) im
Zweiten Weltkrieg teilweise zerstört wurden. Aber obwohl die Kirche eigentlich nur noch eine Ruine ist, ist der große, hohe Innenraum atemberaubend und auf
eine unerklärliche Weise magisch. Man muss sich nur die Zeit und die Ruhe nehmen, ihn auf sich wirken zu lassen.
Bedauerlicherweise ist das Museum sehr schlecht gelegen. Vom Batthyany tér
muss man die Buslinie 160 bis zur Haltestelle Szent Margit nehmen und von dort aus den Weg auf einen Berg finden, um schlussendlich beim Museum
anzukommen. Allerdings hat dies auch etwas Gutes: Sehr wenige Besucher kommen zum Museum, so dass man das Glück haben kann, in den Ausstellungsräumen ganz für sich zu sein.
Sabine Pollmann
Museum Kiscell Kiscelli utca 108, 1037 Budapest
Eintrittspris: 700 HUF (etwa 2,50€), Studenten 350 HUF (etwa 1,30€) Öffnungszeiten: Dienstag – Sonntag 10:00 – 18:00 Uhr Mehr Infos: www.btmfk.iif.hu oder +3613888560
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