(c) Pester Lloyd / 45 - 2009 POLITIK 01.11.2009 _______________________________________________________
Versprechen oder Versprecher?
Ungarn unterstützt Visafreiheit für Albanien
"Die Europäische Union muss verstehen, dass in diesem Teil der Welt Nationen nicht an den Grenzen eines Staats aufhören." Dies sagte Ungarns
Präsident László Sólyom nach Gesprächen mit dem albanischen Minsiterpräsidenten Sali Barisha in der Stadt Durres. Er fügte hinzu, dass es
aber durchaus möglich ist, "das Prinzip unveränderlicher Grenzen mit der Behandlung von Nationen als Ganzem zu vereinbaren."
Ungarn steht daher an der Seite der
Region und verfolge hier ureigenste Interessen, auch, weil die Geschichte der Region mit dem Schicksal der ungarischen Nation eng verwoben sei. Sólyom wies auf die besondere Problematik des
Landes hin, da albanische Minderheiten in den Nachbarländern Kosovo, Mazedonien, Montenegro und Griechenland leben, so wie auch
in den ungarischen Nachbarländern ungarische Minderheiten leben. Sólyom warnte auch davor, die Balkanländer als Gruppe in die EU aufnehmen zu wollen. Man
müsse auf die Fortschritte der einzelnen Länder Rücksicht nehmen. Weiter entwickelte Länder würden sonst durch solche, die noch nicht so weit sind, in
ihrer Entwicklung gehemmt werden. Letztlich sei die Integration in die EU der Garant dafür, dass alle in der Region lebenden Minderheiten in ihren Heimatregionen leben bleiben könnten.
Bei seinem zweitägigen Besuch in Albanien traf sich der ungarische
Staatspräsident tags zuvor mit seinem albanischen Amtskollegen Bamir Topi (Foto). Dieser äußerte die Hoffnung, dass sich möglichst viele ungarische
Investoren für sein Land begeistern mögen. "Albanien ist offen für ungarische Investitionen", warb er am Freitag in Tirana. Vor allem im Bereich der
Tourismusentwicklung, der Energieerzeugung und der Infrastruktur könnte Albanien die Hilfe der Ungarn gebrauchen. Sólyom wollte diese Anregung gerne mit nach Hause nehmen.
Er unterstützte Topi auch in seinem Anliegen, dass die Visabefreiung für Reisen in
die EU, die ab 2010 für Serbien und Montenegro gilt, auch auf sein Land ausgedehnt wird. Wenn die erforderlichen Kriterien erfüllt seien, könnte dies
nach Sólyoms Ansicht bereits ab dem Frühsommer 2010 möglich werden. Probleme gibt es vor allem bei den Standards an den Grenzübergangsstellen und
der Ausstellung von biometrischen Pässen. Mit der Nennung eines möglichen Zeitpunktes hat Sólyom sogleich große Hoffnungen in der Öffentlichkeit geweckt.
Die albanischen Zeitungen griffen diese Bemerkung nämlich dankbar auf und titelten, dass Ungarns Präsident die Visafreiheit ab dem Sommer "versprochen habe".
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