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(c) Pester Lloyd / 03 - 2011  POLEN 18.01.2011

 

Blut und Spiele

Seligsprechung von Papst Johannes Paul II. sorgt in Polen für Diskussionsstoff

Geht alles seinen römisch-katholischen Gang, ereilt Papst Johannes Paul II. am 1. Mai die Seligsprechung im Eilverfahren, was für die katholische Kirche in Polen eine große Ehrung darstellt und spezielle Feierlichkeiten provoziert. Eine besonders archaische Reliquie Johannes Pauls soll aus diesem Anlass in die Kapelle einer sündteuren "Papststadt" einziehen. Selbst einige Katholiken nennen diese Pläne "mittelalterlich".

Johannes Paul II. und sein Nachfolger Josef Ratzinger, damals noch Präfekt der Glaubenskongregation, früher auch bekannt unter dem Namen “Heilige Inqusition”.

Auch wenn es über die Seligsprechung unter Funktionären und den meisten Gläubigen seit dem Tod des Karol Józef Wojtyła 2005 Einigkeit gab, schreiben die uralten Formalien des Vatikan den Nachweis der Wundertätigkeit vor. Papst Benedikt XVI. unterzeichnete letzten Freitag den notwendigen Erlass zur Bestätigung eines durch die Fürbitte Papst Johannes Pauls II. bewirkten Wunders. Dabei handelte es sich um die medizinisch angeblich "unerklärliche Heilung der französischen Nonne Marie Simon-Pierre von der Parkinson-Krankheit im fortgeschrittenen Zustand 2005." Die Anerkennung schließt den seit fünfeinhalb Jahren andauernden Prozess der Seligsprechung des ehemaligen Papstes formal ab, was einen neuen Rekord in der Kürze der Bearbeitungszeit darstellt.

Im Rahmen der Seligsprechungszeremonie am 1. Mai, dem von Johannes Paul selbst eingeführten Barmherzigkeitssonntag, wird der Sarg Johannes Pauls II. von der Krypta des Vatikans in den Petersdom verlegt, teilt Federico Lombardi, Sprecher des Vatikans, mit. Der Sarg werde dort in einem Grab unter einer schlichten Marmorplatte platziert. Die Inschrift soll "BeatusIoannes Paulus II" (Gesegneter Johannes Paul II) lauten.

In Polen, der Heimat des unter Katholiken bis heute besonders beliebten Papstes, freut man sich nicht nur über die Ehrung ihres Papstes, die man auch als Ehrung für das Land ansieht, sondern man debattiert bereits engagiert über die angemessene Form der Seligsprechungsfeiern im Lande. So will das Erzbistum Krakau eine besonders eindrückliche Reliquie ausstellen und zwar eine Ampulle mit Blut von Karol Wojtyla, der vor seiner Wahl zum Papst 1978 in Krakau Erzbischof war. Diese - nach Angaben des Erzbistums - "wertvollste Reliquie des Papstes", soll spirituelles Zentrum eines über 50 Millionen Euro teuren Johannes-Paul-Zentrums werden, deren unteriridische Kapelle im Mai fertiggestellt werden soll, während am Stadtrand, auf einem ehemaligen Gestapo-Gelände, das eigentliche Gedächtniszentrum errichtet werden wird.

Unter Kritikern hat das Projekt, für das man eifrig um Spenden bittet, bereits den Spitznamen "Popetown". Selbst Glaubensbrüder kritisieren die Pläne der Krakauer Kollegen. Der Jesuit Krzysztof Madel wird von der Zeitung „Gazeta Wyborcza“ mit den Worte zitiert, dass sich das Bistum mit solchen Aktionen "ins Mittelalter zurückbegibt, in die Zeiten eines magischen Katholizismus". Außerdem müsse die Herkunft des Blutes geklärt werden, „Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand vor dem Tod des Papstes sein Blut mit dem Gedanken an eine künftige Seligsprechung abnahm. Das muss geklärt werden.“, so Madel.

Laut Angaben stammt das Blut aus einer medizinischen Untersuchung aus dem Todesjahr 2005. Die Ärzte der römischen Gemelli-Klinik hätten selbst beschlossen, das Blut dem damaligen Privatsekretär des Papstes und heutigen Krakauer Kardinal Stanislaw Dziwisz zu übergeben, der in seiner Biografie über den polnischen Papst einst selbst Reliquien in Form von Körperteilen abgelehnt hat. Stattdessen hatte er den Verehrern eine Kappe versprochen, die Johannes Paul am Tag des Attentates getragen hatte. Wo diese nun verblieben ist, verriet der Kardinal nicht.

red.

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