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(c) Pester Lloyd / 04 - 2011  WIRTSCHAFT 24.01.2011

 

Riskanter Weg

Járai: Ungarische Regierung hat Ruf bei Investoren zerstört

Zsigmond Járai ist kürzlich zum Chef des Aufsichtsrates der Ungarischen Nationalbank ernannt worden. Zwar war Járai bereits in der ersten Fidesz-Regierung von 1998 bis 2000 Finanzminister, es wäre aber zu kurz gegriffen, ihn einfach als einen weiteren Orbán-Gefolgsmann zu kategorisieren wie vor ihm bereits so viele an wichtige Schaltstellen der Macht gehievt wurden. Vor Geschäftsleuten äußerte sich Járai jetzt ausgesprochen kritisch zur Regierungspolitik.

Zsigmond Járai macht sich Notizen. Er ist einer der wenigen, der Orbán widerspricht und dafür nicht abgesetzt, sondern sogar befördert wird. Steckt ein höherer Plan dahinter?

Járai, von 1996 bis 1998 Chef der Budapester Börse wurde gut ein Jahr vor dem Ende der ersten Orbán-Regierung Chef der Nationalbank, hatte also jenen Posten inne, auf dem ihm 2007 der heute so heftig angegriffene András Simor folgte. Járai trug somit während einer langen Phase MSZP-dominierter Regierung die Verantwortung für die Finanzpolitik und -aufsicht des Landes, legte sich mit diesen Regierungen jedoch auch häufig an. Den streitbaren Geist, den er sich damals bewahrte, demonstrierte Járai auch jetzt, in dem er nicht, wie von vielen erwartet, die Slogans der Fidesz-Regierung wiederholt, sondern sich mit seinen Argumenten eher auf die Simor-Linie begibt. Andere Beobachter sehen in dem Auftritt eher einen Scheinangriff, der ihn in den Augen der skeptischen Märkte zum nächsten Natioalbankgouverneur qualifizieren könnte, wo er dann getrost die Regierungspolitik umsetzen würde. Doch so einfach war Járai nie zu bändigen.

Auf dem alljährlichen Forum der Ungarischen Wirtschfaftsführer sprach er am letzten Donnerstag offen von einem "eher riskanten Weg", den die ungarische Wirtschaftspolitik derzeit eingeschlagen hat. Auch wenn sich die makroökonomischen Basisdaten freundlicher gestalten, bleibt die Einschätzung der Investoren negativ, was daran liegt, dass sich die "Transparenz unserer Maßnahmen nicht erhöht, sondern eher verringert hat." Einige Regierungsmaßnahmen hätten dem Ansehen des Landes im wirtschaftlichen Bereich eher geschadet als genutzt, so Járai weiter.

"Es liegen harte Jahre vor uns". Dabei sei der Mangel an Harmonie in der Wirtschaftspolitik und die "Nichtexistenz von Kooperation zwischen der Haushalts- und der Finanzpolitik" ein Hemmnis für die Schaffung von Vertrauen. Damit spielte Járai auf den Konflikt zwischen Regierung und Nationalbank an, die zwar beide am gleichen Seil, wohl aber in jeweils andere Richtungen ziehen. Die Zentralbank muss sich im derzeitigen Umfeld auf ihre Hauptaufgabe konzentrieren und die Preisstabilität gewährleisten. Sie kann die Regierungspolitik nur insoweit unterstützen, wie sie dieses Hauptziel damit nicht gefährdet. Der Leitzinssatz müsse sich danach richten, ob wir "früher oder später das 3% Ziel bei der Inflation" erreichen. Es führt für Ungarn kein Weg daran vorbei, so bald wie möglich so nah wie möglich an die Maastricht-Kriterien heranzurücken. Daher macht es keinen Sinn, über Prozentpunkte beim Inflationsziel zu debattieren (wie es die Regierung kürzlich wieder tat).

Die derzeitige Wirtschaftspolitik ist riskant, so Járai, doch sind einige wichtige Schritte in den letzten Monaten unternommen worden. Handels- und Zahlungsbilanz sind positiv, das Wachstum hat wieder begonnen. Die Einführung von Sondersteuern, der ruppige Umgang mit dem IWF, die "Beseitigung des Haushaltsrates" und die Inkraftsetzung des Mediengsetzes hätten jedoch die Zuversicht und das Investorenvertrauen "zerstört", so Járai. Ganz ähnlich hatte sich vor kurzem u.a. auch György Kopits, Chef des Haushaltsrates, geäußert, was zu dessen Abschaffung führte.

Járai ist derzeit auch Vorstandsmitglied der MOL und Chef der CIG Közép-európai Biztosító Versicherung, deren Haupteigner er auch ist.

Alle wichtigen Entwicklungen, der Haushalts-, Finanz- und Wirtschaftspolitik können Sie in unserem Ressort Wirtschaft, vor allem in den Rubriken WIRTSCHAFTSPOLITIK bzw. FINANZMARKT verfolgen

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