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(c) Pester Lloyd / 11 - 2011  WIRTSCHAFT 14.03.2011

 

"Goldener" Weizen

Lebensmittel in Ungarn verteuern sich dramatisch

Das Bild vom goldenen Weizen könnte sich bald im Preis verwirklichen. Heute muss man beim Bauern für dieses Getreide fast zweieinhalb Mal mehr zahlen als vor einem Jahr. Spekulation, Korrektur der Krisendelle und wetterbedingte Ausfälle mischen auf dem Agrarmarkt einen explosiven Cocktail, der bald auf den Einzelhandel durchschlagen wird. Die aktuellen Erzeugerpreisentwicklungen aus Ungarn bestätigen diesen Trend, der für ganz Europa gilt, aber im Osten mehr Menschen wirklich weh tut.

Binnen eines Jahres schossen die landwirtschaftlichen Erzeugerpreise in Ungarn um fast 40%, genau 39,6% nach oben, meldet das Statsitische Zentralamt KSH mit den Januarzahlen. Im Dezember betrug der 12-Monats-Anstieg noch 29%. Einen solchen Auftrieb hatten die Preise seit über einem Jahrzehnt nicht mehr erlebt.

Dabei machten ausgerechnet Getreide und Kartoffeln die höchsten Ausschläge, erstere wurden um 70, letztere gar um knapp 90% teurer, alle pflanzlichen Produkte zusammen genommen kosten erzeugerseitig derzeit 57,6% mehr als vor einem Jahr, während tierische Produkte und Lebendvieh nur um gut 10% teurer wurden. Allein binnen eines Monats ging der Weizenpreis um 17% nach oben und hat sich seit April 2010 von 28.200 Forint je Tonne auf 63.900 Forint mehr als verdoppelt.

Die Preise für Industriepflanzen (also nicht das Getreide für die Brotherstellung, sondern z.b. Öl-, Stärke-, Zucker-, Faser-, Färber-, Arznei- und Proteinpflanzen) stiegen im Januar gegenüber dem Vorjahr um 35%, im Dezember waren es noch nur 11,2% zum Jahr davor. Ölfrüchte führen die Liste mit einem Plus von 68% an, zuvor +41,5%. Gemüse ist nun 17,4% teurer, Obst, einschließlich Weintrauben 55,5%.

Schlachtschweine kosten 2,3% mehr als im Januar 2010, im Dezember lag der Anstieg noch bei 7,5%, Schlachtrinder wurden jedoch um erstaunliche 37% teurer, was am ehesten mit den ebenfalls ansteigenden Futterpreisen erklärt werden kann, Geflügel legte um 8,3% zu.

Auch die Produzenten von Milch steigerten ihre Preise, binnen Jahresfrist sogar um 21,6%, wobei man hier dazu sagen muss, dass die Milchproduzenten vor kurzem noch kaum kostendeckend arbeiten konnten, dank dem Gekungel des Handels und einer ziemlich verfilzten Verarbeitungskette in Ungarn. Interessanterweise sanken die Preise für Eier weiter, um 2,3%, nach einem Absturz von fast 16% im Dezember auf Jahresbasis (Dioxinknick).

 

Steigende Lebensmittelpreise werden in den kommenden Monaten in ganz Europa an der Tagesordnung sein, in Osteuropa jedoch, wo deutlich geringere Einkommen fast gleich hohen Preisen (zumindest bei den großen Handelsketten) wie im Westen gegenüber stehen, schlägt der Anstieg jedoch noch mehr durch, natürlich wieder zu Lasten der Schwächsten.

Mehr zum Thema:

Ungarn kaufen massenhaft Zucker in Österreich - März 2011
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