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(c) Pester Lloyd / 29 - 2011  WIRTSCHAFT 18.07.2011

 

Konsolidierungen

OTP-Bank stressfrei, Volksbank Ungarn geht an Russland

Die OTP-Bank, mit rund 20% Marktanteil das größte Finanzinstitut in Ungarn und mit Tochterbanken in acht osteuropäischen Ländern vertreten, sieht seine äußerst solide Position durch den EU-Stresstest für 91 Banken, die rund 65% der Aktiva in der Union abdecken, bestätigt. Die Volksbank zieht sich ganz aus Ungarn und Osteuropa zurück, durch Verkauf an eine russische Staatsbank.

Die Nähe zur Macht hat ihm früher nicht geschadet und hilft ihm heute: Sándor Csányi, Chef und Miteigner der OTP sowie im Nebenberuf Regionaloligarch im Lebensmittelgeschäft, hier mit Ministerpräsident Orbán.

Die OTP würde demnach mit einer Kernkapitalquote von 17,2% aus dem Basisszenario sowie mit 13,6% aus dem verschärften Krisenszenario hervorgehen, Welten entfernt von den minimal geforderten 5% und nochmals 1,4 Prozentpunkte besser als vor einem Jahr. Je nach Ergebnis und Marktposition hatten Banken und Analysten die Kriterien für den Stresstest als zu lasch oder zu hart kritisiert. Die Staatspleite eines Mitgliedslandes, eine tiefgreifende und langanhaltende Wirtschaftsrezension, ein massiver Währungsverfall oder sogar der Austritt von einem oder mehrerer Länder aus der Eurozone wurden nicht durchgespielt, Szenarien, die allerdings heute in denkbarer Nähe liegen. Die OTP war die einzige in Ungarn aktive Bank, die von der EU geprüft wurde, die anderen wurden über die Muttergesellschaften "gegrillt".

Die OTP hatte und hat so wie fast alle Banken in Ungarn in den letzten drei Jahren und bis heute mit massiven Belastungen durch Kreditausfälle im Konsumenten- und Hypothekenbereich zu kämpfen. 10 bis 13% aller von Privathaushalten aufgenommenen Kredite vornehmlich in Fremdwährung, waren oder sind notleidend bzw. mussten gänzlich abgeschrieben werden, mehr als 750.000 Kreditnehmer sind mit ihren Zahlungen in Rückstand. Das Problem entwickelte sich neben der Unterbeschäftigung zum gefährlichsten sozialen Pulverfass. Die OTP bekämpfte das Problem intern durch teils massive Rückstellungen, Gewinnrücklagen durch Einbehalt von Dividenden, Abschreibungen und eine drastische Einschränkung der Kreditvergabe im Konsumentensektor, erst seit kurzem beruhigt sich die Lage allmählich.

 

Nachdem verschiedene Notmaßnahmen der Politik (freiwilliger Ethikcodex für Banken, Moratorium für Zwangsversteigerung) wenig Entspannung brachten, läuft seit kurzem ein neues, vielschichtiges staatliches Hilfspaket an, das u.a. den stetig wachsenden Kurs des Schweizer Franken gegenüber dem Forint auf bis zu vier Jahre einfriert und andere Maßnahmen ergreift, um eine Massenverelendung der Schuldner zumindest einzudämmen. Am Beginn der Finanzkrise machten sogar Gerüchte einer nahenden Pleite der Bank die Runde, Finanzhaie, darunter der ungarischstämmige "Philantrop" George Soros, spekulierten gezielt gegen Forint und OTP, dabei war deren Lage nie besonders gefährdet.

Erst am Freitag hatte der ungarische Forint einen neuen historischen Tiefststand gegenüber dem Schweizer Franken erreicht und notierte zeitweise bei 235,5. Auch gegenüber dem Euro gab der Forint auf unter 271 Forint nach, nachdem er monatelang bei um die 266 notierte und weiter als überbewertet gilt. Die Festschreibung der Kurse für notleidende Kreditnehmer befreit diese jedoch nicht vom Ausgleich der Währungsverluste. Diese werden, in einer neuen - ebenfalls verzinslichen - Kreditvereinbarung nach Abzalhung des Hauptkredites nachgeholt.

Volksbanken Osteuropa gehen an Russland

Während ausländische Institute wie die ERSTE oder Raiffeisen im Zuge der Krise in Ungarn Filialen schlossen, die Volksbanken ihr Osteuropa-Geschäft ganz verkaufen, konnte die OTP ihre Marktposition ausbauen und plant weitere Zukäufe im Ausland. Volksbank International (VBI) Tochter der Österreichischen Volksbanken Gruppe, ÖVAG, wird an die russische, staatlich kontrollierte Sberbank verkaufen, die damit ihre ersten direkten Beteiligungen bei Kundenbanken in der EU erwirbt. Der Vorvertrag dazu ist bereits in Wien unterzeichnet worden, bis Ende des Jahres soll der Handel unter Dach und Fach sein.

Die österreichische Volksbank seilt sich aus Osteuropa ab...

Die VBI ist in zehn ostmitteleuropäischen Märkten aktiv, darunter auch in Ungarn, wo die Volksbank immerhin die Nummer 4 bei den gehaltenen Krediten ist. Die Sberbank zahlt rund 590 Mio. EUR für einen 51%-Anteil. Angeblich soll auch die ungarische OTP an den VBI-Aktien interessiert gewesen sein, wollte das selbst aber nicht kommentieren, möglicherweise könnten die Russen aber das Geschäftsklima in Ungarn bald als so negativ einschätzen, dass sie die ungarischen Anteile an die OTP weiterreichen.

Die ÖVAG verkaufte die VBI auch, um rund 1 Mrd. EUR an österreichischer Staatshilfe zurückzahlen zu können. Die Verkleinerung des Geschäftsfeldes war u.a. eine Bedingung der Wettbewerbshüter der EU, um die Staatshilfe zu genehmigen und nicht als unrechtmäßige Staatssubvention zu klassifizieren. Aus gleichem Grund wird die BayernLB auch bald die ungarische MKB (Außenhandlesbank) verkaufen. Angeblich interessiert sich dafür auch der ungarische Staat bzw. die von ihm kontrollierte Ungarische Entwicklungsbank.

red. / h.m.

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