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(c) Pester Lloyd / 41 - 2011  BUDAPEST 11.10.2011

 

Soziale Kälte

Zwei Obdachlose erfrieren in Ungarn - im Oktober

Wie die Budapester Polizei am Wochende mitteilte, starben in der Nacht auf Sonntag zwei obdachlose Männer den Kältetod. Die Körper der Männer, beide um die sechzig Jahre alt, wurden am Hunyadi tér im 6. Bezirk entdeckt. Sie sind damit die ersten Opfer der vor wenigen Tagen über Budapest hereingebrochenen Kältewelle, man könnte auch sagen, der sozialen Kältewelle, die von Budapests Stadtregierung ausgeht.

Der Tod der beiden Obdachlosen ist auch politisch brisant, da der Budapester Bürgermeister István Tárlós seit geraumer Zeit mit einer umstrittenen law-and-order-Politik und einem „neuen System“ gegen Obdachlose in der ungarischen Hauptstadt vorgeht, in deren Zuge er eine Reihe von Verträgen mit Obdachlosen-Vereinigungen auflöste, die „Reinigung“ von Fußgängerunterführungen anordnete und die Obdachlosen in verallgemeinernden Aussagen kriminalisierte. Zuletzt sorgte ein erhöhtes Strafgeld für das “Herumlungern”, das die zahlungsschwachen Betroffenen unweigerlich ins Gefängnis bringen muss, für Aufsehen.

Obdachlose in einer Budapester Unterführung. Kein schönes Bild, aber ein Schutz vor dem
Erfrieren allemal. Foto: Pester Lloyd

Mit einer ähnlichen Kriminalisierungstaktik wurde auch im vom Fidesz dominierten VIII. Bezirk anhand eines Volksbegehrens der Versuch unternommen, das Stadtviertel für Obdachlose „unattraktiv“ zu machen, was letztlich an einer zu niedrigen Wahlbeteiligung scheiterte. Bei all den Saubermann-Ankündigungen hat man offenbar "vergessen", sich um das Grundrecht auf Leben der Betroffenen zu kümmern.

So meldete sich auch gleich die Oppositionspartei LMP zu Wort, die bereits im Sommer auf die Gefahren einer so ruckartigen Umwälzung hinwies, da diese die nötige organisatorischen Vorlaufzeit außer Acht ließe und im Winter für eine erheblich Steigerung der Obdachlosenrate sorgen könnte. Der Tod der beiden Männer sei daher eine tragische Warnung an die Hauptstadt und zeige, dass Tarlós falsche Lösungswege im Umgang mit dem städtischen Obdachlosenproblem eingeschlagen hätte, kritisierte die LMP in einem Statement.

Die LMP-Parlamentarierin Ágnes Somfai sagte, dass die Unterbringung der Obdachlosen in Winterbehausungen nun erste Priorität sein müsse, um weitere Tragödien zu vermeiden. Die Stiftung Menhely Alapítvány, welche sich maßgeblich um die Versorgung Obdachloser kümmert, rief die Budapester Bürger dazu auf, gefährdete Obdachlose in einem schlechtem gesundheitlichen Zustand bei der Stiftung unter der Telefonnummer 061 338 4186 zu melden.

Varga / red.

 

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