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(c) Pester Lloyd / 47 - 2011  WIRTSCHAFT 22.11.2011

 

Kurz vor dem Absturz

Der "wirklich allerletzte" Staatszuschuss für Malév in Ungarn?

Es soll tatsächlich das allerallerletzte Mal sein, dass die ungarische, notgedrungen wiederverstaatlichte Airline Malév eine Kapitalspritze aus Steuergeldern erhalten soll. Doch das funktioniert nur, wenn man endlich einen “strategischen Investor” findet. Der wird die völlig überschuldete Airline, deren Sanierung offensichtlich gescheitert ist, aber nur hinsichtlich der EU-Lizenzen ausschlachten und “verwerten”.

Die jetzt angekündigte neueste Injektion von 4,5 Mrd. Forint (knapp 15 Mio. EUR) soll wieder einmal die "kurzfristigen Zahlungsverpflichtungen" der Fluglinie bedienen, was also bedeutet, dass die Malév auch operativ weiterhin ohne Zuschüsse nicht auskommt. Das neuerliche Geld wird als Kredit verabreicht, die Rückzahlungs-Modalitäten weisen schon daraufhin, dass die Malév bald an einen ausländischen Investor verscherbelt werden muss, soll der Kredit doch nach drei Jahren "in einer Summe" getilgt werden, was die Malév aus heutigen, eigenen Kräften nie könnte. Auch ist im Budget 2012 kein Posten mehr für "Malév-Rettung" vorgesehen.

Wie sehr Feuer unter dem Dach ist, erkennt man daran, dass die staatliche Vermögensverwaltung MNV eine Hauptversammlung verschieben ließ, weil diese nichts weiteres als die Zahlungsunfähigkeit der Gesellschaft hätte feststellen müssen. Nun folgt die Kapitalspritze, die notwendige Sitzung wird dann am 21. Dezember nachgeholt. Der Gesamtschuldenstand der Airline ist nicht offiziell bekannt, wird aber bei rund 500 Mio. EUR vermutet.

Die Malév hat unter der neuen Regierung bereits rund 30 Mrd. Forint an Steuergeldern erhalten (ca. 100 Mio. EUR), die sich dabei immer tiefer in ökonomische Erklärungsnöte verstrickt. Zum einen will man "nicht einen Steuer-Forint verschwenden", zum anderen aber aus "strategischen Gründen" an der "nationalen Luftlinie" festhalten. Die Malév könnte - folgt man den Geschehnissen - als Gastgeschenk für einen "weißen Ritter", der - z.B. - ungarische Staatsanleihen kauft, verwendet werden. Einzig die Liquidation scheint für Ungarn keine Option zu sein, aus Nationalstolz, was die Verhandlungsposition gegenüber den Investoren weiter schwächt. Denn die Airline selbst ist uninteressant und kaum zu retten, doch die EU-Start- und Landelizenzen können für nah-, mittel- oder fernöstliche Marktteilnehmer von einigem Interesse sein. Zuletzt hörte man von kasachischen, türkischen und chinesischen Interessenten, doch die sprangen alle noch rechtzeitig ab, als sie tiefer in die rotstichigen Bücher schauten.

Dem Desaster der Malév war eine, nach Expertenmeinung, übereilte Privatisierung an einen falschen Investor (ein russischer Abenteurer) durch die sozial-liberale Vorgängerregierung vorausgegangen. Als dieser in finanzielle Tuurbulenzen geriet, übernahm die staatliche kontrollierte Sberbank (auch Aeorflot-Aktieninhaber), hatte aber kein Interesse an weiteren Zahlungen an die Malév. Auch nach der panischen Rückverstaatlichung schaffte man den Umschwung nicht, der deutsche Manager Gauss, der die Wende schaffen sollte, verabschiedete sich mittlerweile in Richtung Baltikum, weil die staatlichen Eigner in Ungarn ihm nicht einmal mehr das international übliche Gehalt zahlen wollten.

red.

 

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