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(c) Pester Lloyd / 49 - 2011  NACHRICHTEN 08.12.2011

 

Romaberater der Regierung in Ungarn flieht nach Kanada

Das linke Tageszeitung Népszava berichtet, dass der Romabeauftragte des Fidesz-Koalitionspartners KDNP (Christdemokraten), István Kamarás, das Land verlassen und mit seiner Familie Asyl in Kanada beantragt habe. Er folgt damit Dutzenden von Familien, die seit Jahren in das nordamerikanische Land auswandern, weil sie in Ungarn keine Perspektive mehr sehen. Die Auswanderungswelle steigerte sich erneut, nach den Vorkommnissen in Gyöngyöspata im Frühjahr. Kanada sah sich deshalb bereits zu einer Überareitung seiner Visa-Praxis gegenüber Ungarn veranlasst.

Kamarás, so berichtet Népszava weiter, war in Gesprächen mit Vizepremier und KDNP-Chef Zsolt Semjén sowie dem Staatssekretär für Romafragen, Zoltán Balogh, zu der Einsicht gekommen, dass er "seinen Namen nicht für Maßnahmen hergeben will, die die Roma arm halten werden". (hier ist vor allem das perspektivlose Beschäftigungsprogramm gemeint, über das wir hier einen Vor-Ort-Bericht gemacht haben.) Kamarás gab, nach Angaben der Zeitung an, dass Semjén praktisch beratungsresistent sei und Staatssekretär Balogh ihm gegenüber lediglich resignativ festellte, dass "die Dinge nur noch schlimmer werden" - und der muss es schließlich wissen.

Sowohl der Vorgang, dass ein priviligierter Beauftragter für das Thema lieber die Flucht ergreift als seinen eigenen Leuten zu trauen, als auch die Plauderei aus dem Nähkästchen, sind für das Selbstverständnis der Regierung in Fragen ihrer "nationalen Romastrategie" äußerst peinlich und entlarvend. Immerhin behauptete die Orbán-Regierung stets die Vorreiterrolle bei einer "europäischen Romastratgie". Dass es sich bei der Romastrategie lediglich um eine "Verwahraktion" für Roma handelt, urteilten (nicht nur) wir schon lange, die Aussagen des Insiders bestätigen dies nurmehr. Die ungarische Regierung hat einige "Quotenzigeuner" installiert, u.a. Livia Javorka im Europaparlament sowie Florián Farkas als Vorsitzenden der "Landesselbstverwaltung", die stramm die Regierungslinie verkünden und durch ihre ethnische Zugehörigkeit legitimieren sollen.

Den Abgang Kamarás kommentierte ein KDNP-Parteisprecher lapidar mit "sehr emotional begründet", die Partei werde indes an ihrer Strategie festhalten. Außerdem sei Kamaraás gar kein “Romaberater” der Partei oder des Vizepremiers gewesen. Er war Vorsitzender einer von der Partei initiierten Stiftung, die sich um die schulische Integration von Romakindern kümmerte.

 

 


 

 

 

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