(c) Pester Lloyd / 2009 SZENE & CLUBS _______________________________________________________
Wohin geht’s heute?
Alternative Partyplanung in Budapest
Wer glaubt, dass es in der ungarischen Hauptstadt nur Mainstream-Clubs
für golkettchentragende Bodybuildertypen und R’n’B-Püppchen gibt, der hat sich getäuscht. Kurz nach der Jahrtausendwende keimten
immer mehr alternative Clubs oder zumindest Partyreihen im bunten Nachtleben auf. Und heute blüht die alternative Szene in ihrer vollen Pracht...
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Eine feste Größe in der hiesigen alternativen Partyszene sind die DJs von
Gumipop , die zunächst mit unregelmäßigen Partys in verschiedenen Clubs aufwarteten und dann ab 2004 wöchentlich in unterschiedlichen Lokalitäten
zu sehen und zu hören waren. Nun legen sie seit einiger Zeit jeden Freitag im Corvintetô auf. Gumipop besteht aus vielen verschiedenen DJs, etwa aus
dem Team von Kunk und dem Bassisten von The Moog. Die Musik, die sie auflegen, befindet sich irgendwo zwischen Indierock, 60ies Garage und
Indietronic. Aber nicht nur Gumipop sind eine Bereicherung für die Indieszene, auch viele Bands gehören dieser an, allen voran The Moog, die
zur Zeit auf US-Tour sind, oder auch Ez Basic, Jacked, Hammer of Gods, Panic Radio und The Pills.
Auch für die, die es ein wenig mehr elektronisch angehaucht mögen, hat
Budapest einiges zu bieten: Unter anderem die Kollektiva Partys, die regelmäßig in verschiedenen Clubs stattfinden. Bei den größeren
Veranstaltungen legt meist nicht nur das dreiköpfige Team von Kollektiva auf, sondern es werden DJs und Acts aus Ungarn und ganz Europa oder
manchmal sogar aus den USA eingeladen, um für Stimmung zu sorgen. Dabei sind neben unbekannteren Acts auch oft äußerst bekannte Gesichter
der Szene anzutreffen, wie Busy P von Edbanger Records oder Thieves Like Us.
Auf den Kollektiva Partys treffen musikalische Welten aufeinander. Gerne
mixen die drei DJs Popbitch, TMX und Fullstereo Elektro mit Indie oder 90er Hits. Die Partys sind mittlerweile so beliebt, dass Gäste gerne bis zu einer
halben Stunde oder länger vor dem Club in der Schlange stehen, um sich ins Getümmel auf der Tanzfläche zu stürzen. Dabei wird sogar oft ein recht
teurer Eintrittspreis (bis zu 1.800 Forint, ca. 6 EUR) verlangt, der für das, was geboten wird, jedoch vollkommen gerechtfertigt ist.
Verbindend zwischen den sehr elektronischen Kollektiva Partys und dem eher
rockigen Gumipop wirkt das Kunk Team . Es befindet sich musikalisch stärker im Indiebereich und mischt elektronische Klänge mit
Gitarren-Indie-Pop-Rock und den spaßigen Songs aus den 80er und 90er Jahren. Die beiden DJs Brandon und Cigi riefen im Frühjahr 2007 das
Projekt Kunk ins Leben, als sie eine Hausparty für ihre Freunde organisierten und danach auch in der kleinen Bar Vittula auflegten.
Minimale Klänge
Neben diesen Partys, die, außer Gumipop, an keine feste Location
gebunden sind, gibt es aber auch Clubs mit einem festen Konzept – wie das Mono. Dort finden wöchentlich oder monatlich die gleichen Partyreihen
statt, nur teilweise mit wechselnden DJs oder einigen Sonderveranstaltungen. Fester Bestandteil sind dabei unter anderem die
Clubnächte „Casino Bangkok“ und „Lollipop“ . Der Club orientiert sich an elektronischer Musik und somit werden die Gäste mit tanzbaren Klängen von Minimal bis House beschallt.
Lokalitäten ab vom Mainstream
Budapest hat einige alternativ angehauchte Lokalitäten zu bieten, die nicht
vollkommen im Sumpf des Mainstreams versinken – und das teilweise auch, weil sie einfach nicht chic genug für die breite Masse sind. Ganz weit vorn
und auch bei Touristen sehr beliebt ist der Szimpla kert. Dort wird jeden Tag wechselnde Musik gespielt, mittwochs ist der Indieabend an der Reihe.
Auch das Mumus und das Instant sind empfehlenswert, wobei im Letzteren sogar ein Club integriert ist, in dem wechselnde DJs meist mit elektronischen Klängen aufwarten.
Im Corvintetô kommen die Anhänger alternativer Musik auch neben den
legendären Gumipop-Partys auf ihre Kosten, beispielsweise, wenn es in regelmäßigen Abständen heißt: Tesco Disco. Dort erwartet einen aber nicht
etwa ein wenig Supermarktbeschallung – nein, es werden die neusten Indierock und -pophits sowie alte Klassiker präsentiert. Bevor jedoch der DJ
die Menge zum Tanzen bringt, heizen schon jeweils drei Bands ein, so dass diese Veranstaltung einen wahren Publikumsmagneten darstellt. Jüngst
waren dabei auch die Jungs von Jacked vertreten oder auch The Moog. Da die Veranstaltung nicht ortsgebunden stattfindet, sollte dann und wann die
Myspace Seite der Partymacher unter www.myspace.com/tescodisco gecheckt werden, um die Daten und die Lokalitäten zu erfahren.
Auch im Trafó und im Merlin lässt es sich sehr gut aushalten, wenn man es
zu einer der besagten Partys geschafft hat. Aber auch falls die Musik mal nicht überzeugt, entschädigen die schönen Räumlichkeiten für alles.
Ungarns Hauptstadt hat also neben Sehenswürdigkeiten doch auch noch eine Menge mehr zu bieten. Man kann gespannt sein, wie es sich in den nächsten
Jahren entwickelt. Vielleicht heißt es dann bald häufiger: London? Ich fahre nach Budapest!
Janna Eiserbeck
Merlin, V. Gerlóczy u. 4 www.merlinbudapest.org Trafó, IX. Liliom u. 41, www.trafo.hu Corvintetô, VIII. Blaha Lujza tér 1-2 www.corvinteto.hu Mono, VI. Ó u. 51 www.monoklub.hu Szimpla kert, VII. Kazinczy u. 14 www.szimpla.hu Vittula, VII. Kertész u. 4, www.vittula.hu Instant, VI. Nagymezô u. 38, Mumus, VII. Dob u. 18
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(c) Pester Lloyd
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