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(c) Pester Lloyd / 16 - 2012   BALKAN 20.04.2012

 

Spannungen in Skopje

Mordserie in Mazedonien führt zu rassistischen Ausschreitungen

Fünf Mordopfer auf einen Schlag, unklare Hintergründe, Aufstände und verhärtete "Rassenfronten" - Mazedonien erfüllt derzeit das Klischee vom wilden Balkan auf das schrecklichste. Dabei strengt man sich offiziell an, möglichst einen EU-reifen Eindruck zu vermitteln. Doch die tiefe Spaltung des Landes lässt sogar einen Bürgerkrieg möglich werden.

In den letzten Wochen und Monaten hatte es bereits regelmäßig Gewaltakte und Unruhen in Mazedonien gegeben. Dies hatte vor fünf Wochen zu einer beispiellosen Friedenskundgebung in Skopje geführt. Diese Woche fiel das Land jedoch in die Gewalt zurück und es gab heftige Zusammenstöße zwischen gewaltbereiten Protestierern und Spezialkräften der Polizei.

Ende letzter Woche waren fünf junge mazedonische Männer ermordet worden, von Albanern, mutmaßt zumindest der mazedonische Teil der Bevölkerung. Die Polizei hat dies bisher nicht bestätigen können, auch ob die Motive überhaupt im ethnischen Bereich anzusiedeln sind, ist völlig fraglich, viel eher dürften diese Morde - so wie fast alle in Mazedonien - Teil krimineller Verteilungskämpfe sein. Am Montag aber mussten Spezialkräfte einen Mob aufhalten, der ein mehrheitlich von Albanern bewohntes Viertel in Skopje stürmen wollte. Albaner stellen die größte Minderheit im multiethnischen Mazedonien. Schon früher gab es ethnische Konflikte im Land. Zuletzt war es 2001 zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen aufgrund ethnischer Unruhen in Mazedonien gekommen.

Lehren aus der Vergangenheit

„Wir verurteilen die Tendenz kollektiv Albaner für alles, was im Land schief läuft, verantwortlich zu machen“, ließ die NGO Zgjohu! („Wach auf!) verlauten. „Die Polizei muss rassistischen und nationalistischen Missbrauch der albanischen Minderheit vorbeugen“, fügte sie hinzu. Die NGO Civil Center for Freedom ging noch weiter. „Die Ereignisse der letzten Zeit haben erneut gezeigt, dass die Situation in Mazedonien fast außer Kontrolle ist. Wir müssen Lehren aus der Vergangenheit und der blutigen Geschichte des Balkans und Mazedoniens ziehen.“

Nachbarländer sind alarmiert

 

Der kosovarische Premierminister, selbst kein Kind des Friedens und daher erfahren genug mit “Konfliktbewältigung” hat zu Ruhe und Mäßigung in Mazedonien aufgerufen. „Beide – Mazedonier und Albaner müssen das Land stabil halten. Eine Destabilisierung könnte sich auf die gesamte Region auswirken“, sagte er am Dienstag in der kosovarischen Hauptstadt Pristina. Zu den Morden sagt er „Während die Justiz ihren Job macht, sollte niemand dem Fall eine politische oder ethnische Konnotation geben“.

Bei den ethnischen Unruhen waren vor allem Hooligans und Jugendliche unter den ca. 1000 Demonstranten. Laut Medienberichten waren die Aufläufe über soziale Netzwerke online organisiert worden. Polizisten wurden mit Steinen beworfen und nationalistische Slogans wurden gerufen. Daraufhin wurden zehn Teilnehmer von der Polizei in Gewahrsam genommen. Zwei der Polizisten sind verletzt worden.

Philipp Karl
 

 

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