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(c) Pester Lloyd / 44 - 2013 NACHRICHTEN 29.10.2013
Ungarische Opposition will Auswanderer zur Wahl motivieren
Die Mitte-Links-Wahlallianz "Gemeinsam 2014" (E2014) von Ex-Premier Bajnai will mit einer Internetkampagne jene Ungarn, die im Ausland arbeiten und studieren, motivieren, sich für die kommenden Parlaments- und Europawahlen in der Heimat registrieren zu lassen und dann auch an diesen teilnzunehmen. Diese Auslandsungarn sind gegenüber den ethnischen Ungarn, die seit 2010 nach vereinfachter Prozedur den ungarischen Pass erworben haben und - ohne je in Ungarn gelebt zu haben - dort das aktive Wahlrecht erhielten, nun klar benachteiligt. Während Letztere nur einen Brief oder eine E-Mail mit ihrem Wahlwillen an die Wahlkommission zu senden haben, müssen sich Erstere - wie bisher - persönlich bei einem Konsulat oder einer Botschaft registrieren lassen.
Die Opposition sieht darin einen Verstoß gegen das Gleichheitsgebot bei demokratischen Wahlen, kann wegen der legislativen Blockade seitens der Regierungsparteien aber nichts dagegen tun. Fidesz findet alles korrekt und in "europäischen Normen".
Das Kalkül: die ethnischen Ungarn in den Vor-Trianongebieten sind empfänglicher für nationale Parolen und werden sich für ihren Pass bei der "richtigen" Partei dankbar zeigen, während jene, die Ungarn verlassen mussten, weil sie zu Hause weder schuldenfrei studieren konnten, noch eine vernünftige Arbeit fanden, möglicherweise eher der Opposition zuneigen, zumal sie sich im Westen schnell freiheitliche Infektionen zuziehen könnten. Das Potential beider Gruppen wird übrigens ungefähr gleich groß eingeschätzt, jeweils zwischen 400.000 und 700.000, wobei man eine effektive Wahlbeteiligung von unter 50% ansetzen sollte, die letztlich zu einem Gewicht von 2-5 Prozentpunkten in der Auszählung führen kann.
Während Fidesz seinen vereinfachten Ungarn-Pass weiter promoten will, um die Einheit der Nation zu manifestieren, lernen wir aus einer aktuellen Studie des Stellenportals jobline.hu, dass jede zweite Familie in Ungarn damit rechnet, dass ihre Kinder später einmal im Ausland studieren oder arbeiten werden. Beide Zielgruppen dürften also weiter wachsen.
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red.
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