Hauptmenü

 

Unabhängiger Journalismus braucht die Hilfe seiner Leserinnen und Leser!

Bitte unterstützen auch Sie den PESTER LLOYD!

 

andrassy2015neu2

 

(c) Pester Lloyd / 44 - 2015   NACHRICHTEN     27.10.2015


Zurechtgestutzt: Pläne für Nationales Museumsquartier auf 600 Mio. EUR zusammengestrichen

Nach vier Jahren Planung, Protesten, etlichen, budgetär bedingten Änderungen und Streichungen, steht nun wieder einmal eine "endgültige" Fassung des "Stadtwäldchen"-Projekts in Budapest.

44ujvaroslieget (Andere)


Die Museumsstadt, zunächst in Bombast als eine Art "Kulturhauptstadt Hungária" geplant, wurde ziemlich abgespeckt, weil Orbán der
Ausbau seines "Kreml", also der Budaer Burg zum Amtssitz des Ministerpräsidenten und Aufmarschierbühne für Vereidigungen und Staatsakte letztlich wichtiger war als das Pushen der "National"kultur.

Hinzu kommt, dass die EU-Quellen für beide Projekte bei weitem nicht so mutner sprudeln wie man sich das im Kanzleramt gedacht hat und wie es bisher auch stets der Fall war. Brüssel wollte die Gemeinnützigkeit für den Burgausbau nachgewiesen bekommen - hier kam Budapest in einige Erklärungsnot.

Der Aus- und Neubau von Museen, die Umgestaltung des Heldenplatzes und Városliget, also Stadtwaldes, wird nun rund 200 Mrd. Forint teuer, halb so viel wie ursprünglich geplant, aber immer noch ca. 600 Mio. EUR. Der Bau eines neuen Architekturmuseums sowie eines Museums der Ungarischen Fotografie wurden zunächst storniert, werden aber womöglich an anderen Orten der Hauptstadt später realisiert. Üblicherweise bedeutet diese Ankündigung das endgültige Aus.

 

 Regierungskommissar László Baán erklärte, dass zumindest das Ethnographische Museum (derzeit in einem Palais am Parlamentsplatz) stattfinde, jedoch ebenfalls an einem anderen Ort im Stadtwäldchen, somit die grüne Oase geschont werden solle, wie das viele Anwohner forderten. Hingegen enthalten die neuen Pläne eine neue Komponente. An der Ecke Dózsa György and Ajtósi Dürer Straße soll das Stadtparktheater wieder entstehen, das 1952 abgerissen wurde. Der Neubau einer Nationalgalerie - die jetzige muss Orbáns Burgplänen weichen - ist ebenfalls fix, genauso wie der Ausbau von Museum der Schönen Künste und Kunsthalle um neue Trakte, ein Tiefarchiv und ein Besucherzentrum. Der geschlossene Vidam-Park wird in den Zoo integriert, der Hauptstädtische Großzirkus wird geschlossen, erhält Ersatz an anderer Stelle.

Das Városliget-Projekt hat keineswegs nur stadtplanerische oder kulturelle Aspekte, im Vordergrund steht der Wille der Orbán-Regierung seine Kultur- und Geschichtssicht zu manifestieren, praktisch die Deutungshoheit über die nationale Identität baulich und inhaltlich zu konzentrieren und damit den angezettelten Kuturkampf zu gewinnen. Mehr zu den Intentionen
in diesem Beitrag.

red.


 

 

 

Effizient werben im
Pester Lloyd!
Mehr.

 

 

 

 

Das Pester Lloyd Archiv ab 1854