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(c) Pester Lloyd / 38 - 2016   WIRTSCHAFT     19.09.2016

Poor Standard: Was steckt hinter dem verbesserten Rating für Ungarn?

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Am Freitag hat eine der drei führenden Ratingagenturen, Standard & Poor’s, die Bewertung der Kreditwürdigkeit Ungarns verbessert. Die Agentur hob das Ranking für die Nationalbank als Träger der Verantwortung für die Begleichung der Staatsschulden, von BBB- auf BB+ bei stabilem Ausblick. Damit werden ungarische Staatsanleihen vom Ramschstatus befreit und als zwar riskantes, aber gangbares Investment empfohlen. Großartige Bewegungen auf dem Zinsmarkt, mithin Entlastungen für den Staatshaushalt, sind aufgrund des Schrittes jedoch nicht zu erwarten, denn der Effekt der Aufwertung gilt bereits seit geraumer Zeit als eingepreist. Bereits im Mai befreite Fitch Ratings Ungarn vom Ramschstatus, lediglich Moody´s Investor Service beharrt noch auf der negativen Einschätzungen, allerdings mit "positivem Ausblick" wie es im Geschwurbel der Analysten heißt.

Die drei großen Agenturen straften Ungarn 2011 bzw. 2012 wegen seines Hazard-Spiels mit dem IWF und der EU ab, begründeten ihre Ratings jedoch auch mit der
waghalsigen Wirtschafts- und Finanzpolitik der Orbán-Regierung, die trotz Einmaleffekten, unsozialer Sparpolitik, Enteignung privater Rentenbeiträge die effektiven Staatsschulden nicht senkte, es verharrt offiziell bei 75% des BIP, Bilanztäuschungen herausgerechnet bei ca. 90% des BIP.

 

Ungarns Upgrade ist daher kaum hausgemacht. Wie hier an aktuellen Daten gezeigt, bleiben die volkswirtschaftlichen und damit fiskalischen Risiken hoch, vor allem wegen der fast vollständigen Abhängigkeit der Ökonomie von äußeren Faktoren. Im Upgrade ist viel mehr ein Deal zu erkennen. Die zaghafte Ankündigung der Nationalbank, die seit Jahren gesenkten und seit Monaten auf niedrigstem Niveau verharrenden Leitzinsen eventuell bald ein wenig anzuheben, würde das Land für externe Anleger attraktiv machen, vor allem angesichts der Zinsflaute im Euroraum, wo teilweise bereits Negativzinsen bezahlt werden, d.h. Anleger Geld dafür zahlen, dass sie ihr Geld verwahren lassen.

Die ungarische Nationalbank wird den Ratingagenturen daher einen Deal angeboten haben, Zinserhöhung gegen Upgrade. Die wahre Kreditwürdigkeit spielt bei Gaunern schließlich genausowenig eine Rolle wie die Auswirkungen von Finanzpolitik und-spekulation auf das gemeine Volk.

red.

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