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(c) Pester Lloyd / 38 - 2016   WIRTSCHAFT     19.09.2016

"Die richtigen Ausländer": Ungarns Wirtschaftsminister spricht von Fachkräftemangel

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Wirtschaftsminister Attila Varga (rechts) lässt sich die paradiesischen Zustände im Audi-Werk in Györ von einem Azubi erläutern. Foto: Audi Ungarn

"Wir brauchen keine Einwanderung!" Das ist seit über einem Jahr die lautstarke Staatsdoktrin im Orbán-Staat. Oder brauchen wir sie doch? Ein bisschen? Ungarns Wirtschaftsminister Mihály Varga brachte in einem Interview mit der Zeitung Heti Válasz einen "gewissen", partiellen Fachkräftemangel ins Gespräch.

Offenbar hatten die
Großinvestoren von Daimler, Audi, Bosch, Samsung und Co. bei ihm angerufen, um ihm klar zu machen, dass man die paradiesischen Investitionsbedingungen - also ein rechtloses Arbeitspack - zwar sehr schätze, man aber keinen Mangel an "Sklaven" dulden werde.

Es sollen allerdings, so der Minister, "nur die richtigen Ausländer" akzeptiert werden. Diese seien "solche, mit ähnlichem kulturellen und historischem Hintergrund", anderen wolle man "den Zugang nicht erlauben." Varga meinte damit freilich nicht halb Asien, wo - historisch und kulturell gesehen - die Ungarn ihren "Hintergrund" haben, sondern möglichst christliche Europäer. Denen steht der ungarische Arbeitsmarkt ohnehin offen, aber diese aufgeklärten Euro-Christen wollen einfach nicht nach Ungarn zum arbeiten kommen. Im Gegenteil, rund 900.000 (offiziell "nur" 500.000) Ungarn haben selbst seit 2010 das Land gen Westen verlassen.

 

Dennoch glaubt Varga daran, Arbeiter aus anderen EU-Staaten, zumindest aber aus "benachbarten Drittländern" anlocken zu können, z.B. aus der Ukraine und einigen Balkanstaaten. Gebraucht werden vor allem Facharbeiter für die Autoindustrie, Kraftfahrer, aber auch Buchhalter, IT-Experten und Mitarbeiter für das Gesundheitswesen. Ungarn brauche noch "ein wenig Zeit" bis das "neue Ausbildungssystem greift". Der Plan liegt in einer massiven Verringerung der Akademikerquote und in der Verzahnung von schulischer mit beruflicher Ausbildung nach dem Vorbild der "dualen Ausbildung" in Deutschland. Warum das so nicht funktioniert, ist hier nachzulesen.

Varga hat aber noch einen Tipp, wie die Großinvestoren an Mitarbeiter kommen könnten: sie sollen die Gehälter erhöhen und zwar "sprübar". Klar, das könnten sie tun, aber dazu brauchen sie nicht nach Ungarn gehen...

red.

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