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(c) Pester Lloyd / 41 - 2016    NACHRICHTEN     12.10.2016

Népszabadság an MKB verpfändet? Neue Entwicklungen im ungarischen Medienskandal

Die Einstellung der Tageszeitung "Népszabadság" wächst sich immer weiter zu einem politischen Skandal aus, die "wirtschaftlichen Gründe" wirken fadenscheinig. Nach Bekanntwerden der Verpfändung der Marke an eine Bank von Fidesz-"Geschäftsleuten", trat der Vorstandschef von Mediaworks plötzlich zurück. Eigner und Belegschaft verhandeln zwar, aber ergebnislos. Nun stehen Klagen im Raum.

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Ein solidarischer Zeitungshändler hält der Népszabadság ihren Platz frei

Bereits im ersten Bericht zur Schließung der Zeitung erwähnten wir die Beziehungen zwischen dem Eigentümer und Playern aus dem Umfeld von Orbáns Fidesz und legten auch dar, warum es sich nicht um eine Schließung aus wirtschaftlichen Gründen handeln konnte. Die Reaktionen im Lande sehen die Sache ähnlich. Neue Details untermauern diese These:

So wurde heute bekannt, dass die Eigner die Marke "Népszabadság" im August für die Aufnahme eines Kredites als Sicherheit hinterlegten, also verpfändeten. Diesen Kredit nahm man bei der MKB auf, jener Bank, die vor einiger Zeit von der Bayern LB an den ungarischen Staat verkauft und von diesem im Frühjahr reprivatisiert wurde. Die maßgeblichen Neuigentümer versuchten sich zunächst hinter Osff-Shore-Strukturen zu verbergeb, es wurde aber schnell bekannt, dass sie mit Orbáns Günstlingswirtschaft engstens verflochten sind.

Daraus ergibt sich, dass - selbst wenn Eigentümer Mediaworks - einem Deal mit der Ex-Belegschaft, die gerade versucht, die Zeitung zurückzukaufen, zustimmt, die MKB und damit indirekt die Regierungspartei den Zugriff auf den Markennahmen behalten bis der in Frage stehende Kredit getilgt wurde, was also einen Weiterbetrieb unmöglich bzw. von der Gnade der Bank abhängig macht. Journalisten der Népszabadság prüfen nun rechtliche Schritte gegen Mediaworks bzw. deren Muttergesellschaft Vienna Capital Partners, es geht um den Verdacht der Untreue.

Ins Bild des Chaos´ passt auch, dass nur drei Tage nach seiner Einsetzung zum Geschäftsführer der Népszabadság der Vorstandschef der Mediaworks, Viktor Katona, am Montag "aus gesundheitlichen Gründen" von allen seinen Posten zurücktrat. Dies geschah unmittelbar nach Bekanntwerden der obigen Details.

 

Laut Mediaworks führe man "offene und ehrliche" Verhandlungen mit den Ex-Mitarbeitern, lehnte aber bisher jedes Angebot ab. Die Mitarbeiter boten die Übernahme der Zeitung für 1.- symbolischen Euro an, was dem Eigentümer ja entgegenkommen müsste, handelt es sich ja angeblich um einen permanenten Verlustbringer. Dabei wird allein der Wert der Webseite nol.hu (die seit Samstag, entgegen jeder kaufmännischen Vernunft ebenfalls lahmgelegt wurde) auf einen Millionen-Euro-Betrag taxiert.

Die oppositionelle MSZP forderte im Parlament, dass die Offenlegung der Eigentumsstrukturen von Medien gesetzlich geregelt werden müsste. Es könne nicht sein, dass "im Hintergrund agierende Interessensgruppen" die Medienfreiheit eines ganzen Landes zerstören.

red.

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