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(c) Pester Lloyd / 44 - 2016 NACHRICHTEN 04.11.2016
Orbán trifft May: Wie sich Ungarn und Großbritannien beim Brexit helfen wollen
Premier Orbán wird in der kommenden Woche mit seiner britischen Amtskollegin, Theresa May zusammentreffen. Sein Sprecher Lázár bestätigte einen entsprechenden Bericht der englischen Yellow-Press am Donnerstag. Das Treffen hat symbolische und praktische Motive und soll beiden Vorteile beim anstehenden Brexit verschaffen.
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Zum Einen schmiedet Orbán so weiter an seiner virtuellen, wenn nicht eingebildeten Allianz der Europakritiker gegen das Brüsseler "Establishment", zum anderen wollen beide eine günstige Ausgangsposition für die anstehenden Brexit-Verhandlungen schaffen.
Der Deal könnte so aussehen: May sagt Orbán weitgehende Bleibe- und Arbeitsrechte für die Hunderttausenden im Vereinigten Königreich arbeitenden Ungarn (und anderen Osteuropäer, vor allem Polen) nach einem Brexit zu, dafür trommelt Orbán innerhalb der EU für möglichst umstandslosen Zugang der Briten zum europäischen Binnenmarkt. Welch katastrophale Folgen eine erzwungene Rückkehr der ungarischen Fachkräftearmee in die Heimat haben würde, lesen Sie hier: Out is Out - die Angst Osteuropas vor dem Brexit.
Orbán sieht in dem Termin auch eine Widerlegung der These seiner Isolation auf internationalem Parkett. Westliche Regierungschef meiden gemeinsame Auftritte mit ihm (außerhalb von EU-Gipfeln) wie der Teufel das Weihwasser. In May sieht Orbán eine Politikerin, "die es richtig macht". In Brüssel kommentierten einige Stimmen, dass Orbán der Weg zu Kapitel 50, also einem Hunxit durchaus auch offen stehe, wenn er die Politik der Briten so zielführend finde.
Vor zwei Wochen war Außenminister Szijjártó in London, um bei der Gründung eines britisch-ungarischen Wirtschaftsrates zu assistieren, dem gehören u.a. Schwergewichte wie British Telecom, BP und Tesco an. Über 700 britische Unternehmen beschäftigen in Ungarn rund 50.000 Menschen. Diese im Lande zu halten, hat für Budapest, neben dem Status seiner Gastarbeiter, Priorität. Großbritannien könne "der größte Handelspartner Ungarns außerhalb der EU werden, wenn das Land die Gemeinschaft einmal verlassen haben wird."...
Gleichzeitig, und das wird Primeminister May sicher "not very amused" zur Sprache bringen, wirbt Ungarn ganz ungeniert um die Abwerbung von wichtigen Institutionen von London nach Budapest. So bot man bereits an, der Europäischen Bankenaufsicht (EBA) ein eigenes Gebäude in Budapest schenken zu wollen, wenn diese denn ihren Sitz von der Themse an die Donau verlegen würde. Auch die Europäische Medikamentenaufsicht (EMA) steht auf der Wunschliste der Ungarn.
red.
Was war denn los bei Euch? Pester Lloyd - in eigener Sache
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