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(c) Pester Lloyd / 45 - 2016    BOULEVARD     11.11.2016

Ist der "Führer" schwul? Orbánnaher TV-Sender outet Jobbik-Chef als Szene-Hasen

Jüngst verweigerte die neonazistische Partei Jobbik Orbán die Gefolgschaft bei der Verfassungsänderung, weil Orbán deren damit zusammenhängende Forderung nicht oder nicht rechtzeitig erfüllte. Die Vendetta ungeherese folgte nun auf den Fuß. Diesmal musste es etwas ganz Schmutziges sein. Holen Sie sich schonmal Popcorn!

Alles Wissenswerte zum Auslöser der Fehde hier:
Machtkampf im rechten Lager: Verfassungsänderung in Ungarn vorerst gescheitert

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Wir hatten auf diesen Seiten schon mehrfach den äußerst kleinlich-rachsüchtigen Charakter von Ministerpräsident Viktor Orbán beleuchtet. Abgesehen von seinem großen Rachefeldzug am ganzen Land und an Europa für die verlorene Wahl 2006, vergisst er auch im kleineren Maßstab Nichts und Niemanden, das oder der ihm einmal in die Quere kam.

 

Nicht die Betitelung als "Vaterlandsverräter" durch Fidesz-Abgeordnete unmittelbar nach der gescheiterten Abstimmung genügte Orbán diesmal. Dieser Begriff wird mittlerweile so universell und inflationär angewandt, dass er längst kaum noch Wirkung entfaltet. Nein, es sollte diesmal etwas Schmutziges sein, was so einem rechten Recken wirklich unter die Haut fährt, wenn nicht gar in eine seiner Körperöffnungen.

Einen Nazi als schwul zu bezeichnen, der noch dazu an regelrechten Orgien, "Homoparties" mitgewirkt haben soll - das sollte sitzen. Schwul, das sei den Europäern unter unserer Leserschaft kurz erklärt, bedeutet im postzivilisatorischen Ungarn etwas Schlechtes, es ist fast eine Hinrichtung.

Diese Unterstellung, dass Parteichef Gábor Vona (Foto Mitte im Kostüm) gleichgeschlechtliche Akte vollzieht, war jetzt im ungarischen Fernsehen zu hören. Jedoch nicht in irgendeinem Kanal, sondern im zweitgrößten privaten TV-Channel TV2, den sich bekanntlich der Orbán-Intimus Andy Vajna gehört auf recht kreative Art und Weise unter den Nagel gerissen hat.

Vajna, früher Produzent von Rambo 3, Terminator und anderen Action-Movies, ein Meister der martialischen Inszenierung, bei der kein Stein auf dem anderen bleibt, ließ den ungarischen Porno"star" Terry Black, mit bürgerlichem Namen Károly Rácz und über 30 Jahre vorwiegend in Deutschland lebend sowie an 150 Pornoproduktionen, bevorzugt im Trans-Bereich, beteiligt, eben jene Aussage treffen. Und zwar über den Jobbik-Vorsitzenden Gábor Vona, praktisch also den Oppositionsführer. Die Finte war insofern gut geschlagen, da man bei Jobbik zu früheren Zeiten sowohl Homosexuelle als auch Akteure im Pornobuisness outete, die Sache also nicht sooo fern zu liegen schien.

Konkret meine Black, der übrigens mal auf einer MSZP-Kandidatenliste stand, in den früheren 2000er Jahren hätten sich regelmäßig "junge Intellektuelle" in einer Wohnung im VIII. Bezirk von Budapest getroffen, über Gott und die Welt diskutiert und sich mit sich selbst amüsiert. Auch der illustre Eduardo Rózsa Flores, einst Lebenskünstler und Filmautor, später Jugoslawien-Krieger und als Spion 2009 in Bolivien erschossen, soll bei den Treffen dabei gewesen sein. Black ergänzte, dass Vonas Neigungen "in der Szene" bekant seien.

Das konnte der brave Vona, der sich 2018 an der Macht sieht, natürlich nicht so stehen lassen wie angeblich seinen Schwengel auf oben genannten Parties. Und so schickte der mutige Hungarist, nachdem er sich zu Hause ausgeheult hatte, seine Gattin los, die in einem herzzerreißenden Brief an Orbáns Angetraute um mehr Diskretion und Fairness in der politischen Debatte bat. Diese ließ ausrichten, dass sie sich nicht mit Politik befasst.

Also trat der wackere Gábor Vona dann doch selbst vor die Kameras und erklärte, dass "Ich ein stolzer Hetero-Mann bin." (Nicht-schwul reicht in diesen Kreisen nicht, Mann auch nicht, mann muss auch noch stolz darauf sein.) Und alles, was "Terry Black gesagt hat, sind Lügen." Und mit diesem Vorfall habe man einen "neuen Tiefpunkt bei den Rufmordkampagnen gegen mich erreicht." "Ich habe niemals, ich betone, niemals an homosexuellen Parties teilgenommen, noch habe ich das für die Zukunft vor." schob Vona nach, das Fernsehpublikum holte sich inzwischen die nächste Tüte Popcorn.

Anstelle Homoparties habe er, Vona, in der entsprechenden Zeit, an "Intellektuellentreffen" teilgenommen und an von Orbán organisierten Bürgerkreisen. Also hatte er praktisch gar keine Zeit für Darkrooms und andere Spässchen. Von weitergehenden Amusements keine Spur. Natürlich nicht.

 

Vona unterstellt Orbán, hinter der TV2-Attacke zu stecken und er solle nicht so kindisch sein, auch wenn er verstehe, dass der "Premier offenbar frustriert" wegen seiner politischen Niederlage ist. Das sollte aber für einen Regierungschef kein Grund sein, so eine Schmierenkampagne anzuzetteln. Orbán solle zur politischen Diskussion zurückkehren und Jobbik werde die Wahlen 2018 so oder so gewinnen, man brauche dafür nicht einmal auf eine solche Kampagne zurückgreifen. Alles Weitere würden nun die Anwälte übernehmen.

Ein Regierungssprecher ließ sinngemäß ausrichten, dass er nicht wisse, was Vona so geraucht hat, um eine Verbindung zwischen der TV-Sendung und dem Regierungschef herzustellen.

red.

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