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(c) Pester Lloyd / 47 - 2016    MEDIEN     21.11.2016

Class FM abgeschaltet: Orbáns Freunde neutralisieren größten Radiosender Ungarns

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Class FM, Ungarns größter kommerzieller, landesweit empfangbarer Radiosender stellte seinen Sendebetrieb im Äther vor wenigen Tagen gezwungenermaßen ein und wird zum Online-Radio geschrumpft. Auch dieser Vorgang ist als Portfolio-Bereinigung im Orbánschen Medienkrieg zu betrachten.

Class FM, das bis zu 2,4 Millionen Hörer erreichte, bekam von der nationalen Medienbehörde NMMH seine Lizenz nicht verlängert, wovon die Hauptrivalen Music FM und Sláger FM profitieren, die bisher nur über rund ein Fünftel der Hörerzahl von Class FM verfügten. Lediglich das staatliche Kossuth Rádió mit 1,3 Millionen, sowie das ebenfalls staatliche Petöfi Rádió mit rund 800.000 Hörern konnten mit Class FM halbwegs mithalten. Auftrieb erhält auch Radio 1 von Orbán-Intimus Andy Vajna,
das sich gerade Lizenzen in den wichtigsten Ballungszentren sichern konnte.

Der Betreiber von Sláger Rádió (das schon vor der Orbán-Wende
heftig umfehdet war) hatte Class FM im Mai aufgekauft bzw. dessen Eigentümer, die Advenio AG. Diese wiederum war in Besitz des bei Orbán in Ungnade gefallenen Oligarchen Lajos Simicska  (Magyar Nemzet), der im Mai sozusagen notverkaufte, weil man ihm klar machte, dass er nicht mit einer Verlängerung der Sendelizenz zu rechnen brauche. Daher ist der Vorgang ebenfalls als Portfolio-Bereinigung im Orbánschen Medienkrieg zu betrachten, zu dem Sie hier einen ausführlichen, aktuellen Beitrag lesen können.

 

Eigentümer von Sláger Rádió ist ein US-amerikanischer Unternehmer, dem beste Kontakte in die ungarische Machtspitze nachgesagt werden, die aufgrund seiner regelmäßigen Gewinne von Frequenz-Ausschreibungen auch belegbar sind. Sein Interesse ist rein kommerziell, aus der Politik halten sich seine flachen Sender weitgehend raus, bzw. käuen in den wenigen Nachrichten im Wesentlichen wieder, was die amtliche Nachrichtenagentur anbietet. Das half ihm schon unter den sozial-liberalen Vorgängern und ist jetzt Grundvoraussetzung für sein geschäftliches Prosperieren.

Orbáns Parteigänger setzten die linientreu besetzte Medien- und Frequenzbehörde NMMH immer wieder gezielt gegen Medien ein, die nicht auf Regierungslinie senden oder kommerziell den Interessen von Günstlingen im Weg standen. Damit ist auch der Beweis erbracht, dass das Mediengesetz, von dem konservative Orbán-Versteher immer behaupteten, dessen negative Wirkungen seien eine bloße, übelmeinende Transpiration der Linken, durchaus politisch ge- bzw. missbraucht wird. Siehe
Beispiel Klubradio  oder Neo FM. Auch mit "Kooperationsverträgen" erkaufte sich die Regierung wohlwollende Sendezeit und hat mit massiven, zentral aus der Rogán-Zentrale gesteuerten Werbebudgets alle wichtigen Hebel in der Hand.

Mittlerweile erhalten ohnehin nur noch staatliche Sender wirklich landesweite Frequenzen, alle anderen nur regionale bzw. für Ballungszentren. Die Situation ist also fast schon wieder wie vor der Wende.

red.

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