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(c) Pester Lloyd / 47 - 2016    POLITIK     23.11.2016

Hofer expandiert nach Osten: Österreichischer Präsidentschaftskandidat will Staatenbund in den Grenzen der Monarchie

Der von der rechtsextremen Partei FPÖ unterstützte österreichische Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer strebt nach seiner möglichen Wahl am 4. Dezember die Bildung eines Staatenbundes in den Grenzen der früheren österreichisch-ungarischen K+K-Monarchie an, um die Dominanz durch Berlin, Paris und Brüssel zu bekämpfen. Kurz: Auch er will die EU zerstören. Bekommt Orbán bald einen neuen Verbündeten?

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Norbert Hofer und sein Wunschkanzler Strache

In einem Interview mit der schwedischen Zeitung Dagens Nyheter, von dem vorab Audioaufnahmen publik wurden, sprach er von der Suche nach Verbündeten für "ein neues Modell", implizit in Konkurrenz zur von Frankreich und Deutschland dominierten EU. Hofer ist der aalglatte Prototyp der NLP-Manipulationsschule, der in seinen Publikationen offene Blut-und-Boden-Ideologie sowie ein Frauen- und Menschenbild aus den Vorzeiten moderner Zivilisation vertritt, ansonsten aber inhaltlich weitgehene Leere repräsentiert. Seine ideologische Nähe zum äußersten rechten Rand ist offenkundig und belegt.

Er nannte konkret die Länder Ungarn, Tschechische Republik, Rumänien, Serbien, Slowenien, Kroatien, die eine "ähnliche Kultur" wie Österreich aufwiesen. Bei Besuchen bei Ungarns Premier Orbán, beim serbischen Präsidenten Tomislav Nikolic und beim tschechischen Miloš Zeman habe er bereis aktiv für dieses Projekt geworben. Ein Projekt, das in der zerstörerischen Tradition der Allianzenbildungen auf dem Kontinent steht, die Europa letztlich regelmäßig in Kriege führte. Das typische Vorgehen der Nationalisten: dem Volk durch Blockbildung ein "Wir und Die" vorgaukeln, Opferrollen und Feindbilder kreiren, die von den eigentlichen Ursachen ihres Darbens ablenken - und diese Stimmung dann politisch ausnutzen.

Hofer, eine Marionette des FPÖ-Chefs und Möchtebaldgern-Kanzlers Strache, will, ähnlich wie Orbán mit der Visegrád Vier-Gruppe, das vermeintliche "Nichtgehörtwerden" kleinerer Länder Osteuropas, in denen das Bespielen nationalistischer Gefühle gelebte Politik ist, ausnutzen, um - zunächst - innerhalb der EU eine starke Ländergruppe für die Idee des "Europas der Nationen", lies: Vorteile mitnehmen, Verpflichtungen vermeiden, zu gewinnen. Man könne "vielleicht vor Ratssitzungen die Linie abstimmen, damit wir dort mehr Gewicht bekommen". Das Projekt sei für ihn eine "große Aufgabe, wenn ich diese Wahl gewinne".

Politiker vom
europafeindlichen Schlage Orbáns kann er dabei zwar als Verbündete gewinnen, dessen universaler Führungsanspruch birgt für ein solches Projekt jedoch Konfliktpotential, zumal Österreich immer wieder auch als Feindbild für Fremdbeherrschung herhalten muss (dem Freiheitskampf gegen die Habsburger ist ein eigener Nationalfeiertag gewidmet). Orbán sähe Hofer sicher gerne auf Seiten einer Anti-EU-Allianz, natürlich unter Orbáns Führung.

 

Hofers Kontrahent in der Wiederholungswahl zum österreichischen Bundespräsidenten, der grün-liberale Alexander Van der Bellen findet es nicht passend Länder, deren politische Entwicklung „höchst problematisch“ sei (Ungarn, Polen), nicht dafür zu kritiseren. Im Gegenteil, man solle die Beziehungen innerhalb der EU stärken, anstatt sie zu spalten. Dass Berlin, Brüssel und Paris die europäischen Gestaltungszentren sind, sei natürlich.

Kürzlich unterstütze auch der ehemalige tschechische Präsident Vaclav Klaus, von jeher ein "Euroskeptiker" Hofers Kandidatur, dessen Chancen bei 50:50 stehen. Dieser sieht bereits einen "Krieg in Europa" toben, forderte die Deportation von Flüchtlingen und trommelt bereits für den Ausstieg seines Landes aus der EU, was die österreichische FPÖ über eine Volksabstimmung auch zur Disposition stellen will (in Populistenmanier aber relativierte, nachdem Umfragen eine Niederlage nahelegten).

Hofer will gewählt werden, weil: "Wir dürfen die Welt nicht den Marxisten, Kommunisten oder den Grünen überlassen."

red.

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