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(c) Pester Lloyd / 49 - 2016 NACHRICHTEN 10.12.2016
UNESCO-Weltkulturerbe Budapest: Orbán-Freund lässt sich 120-Meter-Wolkenkratzer genehmigen
Die Budapester Stadtversammlung hat den Bau eines 120 Meter hohen Wolkenkratzers (auf dem Foto ein Modell der Anlage) im Süden Budas genehmigt und riskiert damit den Status des Weltkulturerbes der UNESCO für die gesamte Budapester Innenstadt, vor allem entlang der beiden Donauufer mit Burgberg und Pester Altstadt. Die Fidesz-Mehrheit der Stadtversammlung überstimmte dabei eine Empfehlung des Stadplanungskomitees. Die UNESCO, genauer die ICOMOS warnte Budapest, das Gebäude würde das "einzigartige Donau-Panorama" der Stadt "stören" und den Welterbe-Status gefährden, weshalb man einen anderen Ort für das Hochaus finden sollte.
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Die Opposition kritisiert auch, dass ein Projekt von solchem Ausmaß "riesigen Einfluss auf die gesamte städtische Infrastruktur" hätte, u.a. den Verkehr, die Stromversorgung, aber auch die soziale Struktur des Bezirkes und dazu eine ordentliche Umweltverträglichkeits- und Raumplanungsstudie benötigt hätte, wie sie die Stadtversammlung zunächst auch beschlossen hatten. Nun habe man die ursprünglich genehmigte Bauhöhe von 65 Metern fast verdoppelt, das Hochhaus wäre das höchste Gebäude Budapests, 34 Meter höher als der Semmelweis Tower.
Das Projekt eines 40stöckigen Wolkenkratzers von über 120 Meter Höhe, in das ein Hotel, etliche Büros und Luxuswohnungen, Restaurants einziehen sollen, wurde von der Markt Kft. auf den Weg gebracht, die sich im Eigentum des Milliardärs István Garancsi (Fußballstadien, MET-Schwindel etc.) befindet, einem engen Vertrauten und Günstling von Premier Orbán. Die Gesamt-Investition des 56-Hektar-Areals an der Donau in Südbuda, genannt Kopaszi-gát, das weitere Gebäude mit Apartements für bis zu 40.000 Menschen einschließt, würde sich auf geschätzte 350 Milliarden Forint (1,2 Mrd. EUR) belaufen.
Garancsi erhielt zur Finanzierung zudem einen Kredit über knapp 60 Mio. EUR von der staatlichen Eximbank. Die Bank, die eigentlich zur Unterstützung von Exportaktivitäten ungarischer Unternehmen gedacht war, finanziert immer häufiger Projekte fidesz- bzw. orbánnaher Unternehmen und Günstlinge, u.a. auch den Medienerwerb. Die Ausfallrisiken liegen beim ungarischen Steuerzahler.
red.
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