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(c) Pester Lloyd / 51 - 2016 AKTUELL 25.12.2016
Kroatien kauft INA von MOL zurück, ob Ungarn will oder nicht
Die kroatische Regierung will mit einem Gesetz einen Schlussstrich über ein jahrelanges Streitthema ziehen und den 49%igen Anteil der ungarischen MOL an der kroatischen INA zurückkaufen, das Unternehmen also wieder gänzlich unter staatliche Kontrolle bringen. Der kroatische Ministerpräsident Andrej Plenkovic sagte dazu nur kurz, dass man "die ungarische Seite über diese Entscheidung informiert" habe. Der MOL-Anteil hat nach Aktienkurs derzeit einen Wert von rund 1,8 Milliarden Euro.
Obwohl die MOL nicht die Aktienmehrheit inne hatte, gaben die Ungarn bei INA den Ton an, Dank eines für sie günstigen Gesellschaftervertrages. Die Grundlage dafür war, so ist die heutige kroatische Regierung überzeugt, die Bestechung von Ex-Premier Sanader (der mittlerweile zu zwölf Jahren Haft verurteilt wurde) durch MOL-Chef Hernádi, den die kroatische Staatsanwaltschaft zwischenzeitlich per Interpol-Haftbefehl suchen ließ, von der ungarischen Regierung und ihr höriger Gerichte jedoch geschützt wurde. Orbán wollte damals schon die INA aus Protest abstoßen, wurde aber von internationalen Shareholdern der MOL daran gehindert.
Für MOL war INA von regionaler Bedeutung, aber über viele Jahre ein Verlustgeschäft. Durch die Streitigkeiten mit der Regierung fuhr man auch die Investitionen zurück. Man wollte den INA-Anteil aber vor allem nicht verkaufen, um keinen weiteren Player, vor allem die hereinströmenden russischen Konzerne, auf dem Balkan zuzulassen. Denkbar ist nun, dass Moskau im Zusammenhang mit dem 10 Mrd. EUR-Kredit an Ungarn für den AKW-Ausbau Paks Druck auf Budapest ausgeübt hat, den INA-Anteil aufzugeben. Obwohl die Bauarbeiten in Paks noch längst nicht beginnen, ruft man den Kredit bereits ab.
red.
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