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(c) Pester Lloyd / 04 - 2017 NACHRICHTEN 26.01.2017
Zweimal um die Welt: Ungarische Parlamentarier tanken ungeniert voll
Abgeordnete, die keine Wohnung auf Staatskosten in Budapest mieten, haben laut Gesetz das Recht, ihre Benzinkosten über eine Krediktarte abzurechnen. Laut einem Bericht der ungarischen Parlamentsverwaltung, nutzen viele Abgeordnete diese Tankkarten jedoch äußert verschwenderisch.
Angeführt wird die Liste der rasenden Parlamentarier von István Vitányi (Fidesz, Foto), der in der abgelaufenen Saison für 2,14 Millionen Forint, also rund 6.900 Euro auf Steuerkosten aufgetankt hatte. Umgerechnet würde das mit seinem Honda CRV SUV für 83.000 Kilometer reichen, - also zweimal um den Erdball. Dabei lebt er gerade rund 200 Kilometer von Budapest entfernt. Laut seinem Fahrtenbuch müsste er jedoch in Lissabon oder Moskau wohnen, spotten Kommentatoren. Der Parlamentarier behauptet, dass er wöchentlich acht bis neun Mal zwischen Heimatort und Budapest pendele, wegen der vielen Verantwortlichkeiten in seinem Wahlkreis. Das würde jedoch nur rund 1.500 der wöchentlich 5.000 Kilomter erklären...
Auf Platz 2 der Verschwenderliste landete ein Jobbik-Abgeordneter aus Nyíregyháza, der für 2,1 Mio. Forint auftankte, ihm folgt der MSZP-Mandatar Zsolt Legény mit 1,8 Mio., was besonders bemerkenswert ist, weil der eine vom Parlament bezahlte Wohnung in Budapest bewohnt. Die Selbstbedienungsmentalität zieht sich also quer durch die Fraktionen.
Am bescheidensten waren die Fidesz-Abgeordneten György Balla, der nur 27.000 Forint, also ca. 90 EUR Benzingeld abrechnete sowie Márk Bíró, ebenfalls Fidesz, der für seinen 1973er Mercedes-Oldtimer 37.000 Forint in Rechnung stellte. Bíro hat in seiner sechsjährigen Parlamentskarriere übrigens kein einziges Wort im Plenum abgegeben, was ihn, neben seiner Sparsamkeit, besonders sympathisch macht.
Ob die exzessive Selbstbetankung, also der Betrug vieler Abgeordneter, Konsequenzen habe, teilte die Parlamentsverwaltung nicht mit.
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red.
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