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(c) Pester Lloyd / 05 - 2017    WIRTSCHAFT      30.01.2017

Baron Mondok: EU finanziert Fidesz-Bürgermeister Privatvillen

Die Umleitung, also Veruntreuung von EU-Fördergeldern ist in Ungarn nicht nur ein Dauerbrenner, sondern Teil des Wirtschaftssystems geworden. Im Großen wie im Kleinen. Ein Bürgermeister der Regierungspartei Fidesz illustriert aktuell mit berückender Dreistigkeit, wie sicher man sich dabei vor rechtlichen oder gesellschaftlichen Konsequenzen fühlt und wie hilflos die EU gegen derartige Raubzüge ist.

Die EU plagt sich seit Jahren mit der strukturellen Kleptokratie Orbáns, in der gezielt und konzertiert sowie begleitet durch absichernde Gesetzgebung, Milliarden in die Hände von Günstlingsfirmen und Strohmännern gewirtschaftet werden. Immer wieder kam es zur Suspendierung von Zahlungen, die aber bald wieder aufgehoben wurden, ebenso zeitigen die zahlreichen OLAF-Berichte keine Konsequenzen, weil es der Fidsz-Generalstaatsanwalt ist, der bestimmt, wer angeklagt wird und wer nicht.

1705izsakvilla (Andere)


Abseits der großen Betrügereien,
über die wir u.a. hier immer wieder berichten, illustriert der Fidesz-Bürgermeister der 6.000 Einwohner-Gemeinde Izsák, József Mondok, wie sicher man sich offenbar gegenüber Brüssel fühlt. Der seit 1998 im Amt befindliche Mondok erhielt 2013 nicht nur eine der lohnenden Tabakhandelslizenzen und damit ein Monopol für seine Gemeinde, sondern betreibt mit seiner Familie auch die einzige Tankstelle der Gegend. Er ist Vizepräsident des Komitatsreiterverbandes und "Meisterjäger" im örtlichen Jagdverein und betreibt außerdem eine kleine Landwirtschaft.

Dieser neofeudale Lebensentwurf - kein Einzelfall in Neu-Orbánistan - schrie geradezu nach einem passenden Objekt der Repräsentation. Also beantragte Mondok für die Renovierung und den Ausbau einer älteren Jagdvilla (Foto oben) zu einer Urlaubspension Fördergelder. Antragsteller war die Mondok Kft., in der lokalen Auswahlkommission, die über solche Anträge zu entscheiden hat, sitzt, na wer? Richtig, Herr Mondok. Wie groß war wohl die Überraschung bei Herrn Mondok als die Mondok Kft. durch die Jury des Herrn Mondok 2015 den Zuschlag für den Auftrag erhielt, 112.500 Euro EU-Fördermittel inklusive.

1705mondokjozsef (Andere)Als die pitoresk gelegene und stilgerecht kitschig eingerichtete und mit entsprechenden Jagdtrophäen bestückte Pension fertiggestellt war, erschien sie zwar auf der örtlichen Webseite Izsáks, doch buchen konnte man die Zimmer nicht, denn das Haus war vom ersten Tag an voll ausgebucht. Herr Mondok (Foto rechts) selbst nämlich wohnt darin, als einziger Bewohner. Anwohner berichten von ausgelassenen Gelagen der örtlichen Jagdgesellschaft.

 

Nun interessierten sich Informationsjäger unabhäniger Online-Portale für den Fall und seitdem ist der Bürgermeister nicht mehr erreichbar. Indes fanden die nimmermüden Rechercheure von index.hu heraus, dass der schlaue Mann sein offenbar erfolgreiches Geschäftskonzept auch im Komitat Somogy umgesetzt hat, wo er in Karád noch ein Haus auf gleiche Weise herrichten ließ, das ihm nun als Zweitresidenz dient. Hier waren es sogar 150.000 EUR EU-Gelder, die ihm dabei halfen. Die Häuser sind derzeit "wegen Renovierung geschlossen" und der der Bürgermeister ist noch weniger erreichbar und laut Auskunft seiner Mitarbeiter ständig in Sitzungen. Wahrscheinlich geht es um Ausschreibungen...

Und das ist nur ein Fall von Hunderten bereits dokumentierten. Fazit: Ein durchorganisiertes, amtliches Betrugssystem mit höchster krimineller Energie stößt auf eine überforderte Brüsseler Bürokratie mit völlig unzureichenden Kompetenzen. Rufe nach einer EU-Staatsanwaltschaft mit Kompetenzen in den Nationalstaaten zerschellen regelmäßig an der Kameraderie der vereinigten, europäischen Gaunerseilschaften. "Mehr Europa" hat gerade keine Konjunktur, koste es auch was es wolle...

red.


46pllogo (Andere)
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