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(c) Pester Lloyd / 05 - 2017 POLITIK 01.02.2017
"Mann von Gestern": Ungarns Regierung fürchtet einen Bundeskanzler Schulz
Die Kanzlerkandidatur des Ex-EU-Parlamentspräisdenten Martin Schulz hat nicht nur in Deutschland eingeschlagen, auch in Ungarn sind Erschütterungen zu vernehmen. Immerhin sind dessen Chancen Merkel abzulösen deutlich höher als jene seines Vorgängers Gabriel. Mit einem deutschen Kanzler Schulz aber, das ist Orbán und seinem Machtzirkel klar, dürfte ein sehr eisiger Wind von Norden wehen, was wiederum Ängste um zukünftige Alimentationen aus EU-Mitteln nährt.
Der glühende Europäer Schulz und der Europa- und Demokratiezerstörer Orbán pflegen seit Jahren eine herzliche Feindschaft. Wenn Schulz das Gewicht Deutschlands gegen Ungarn in Brüssel in die Waagschale wirft, so die Einschätzung, steht Orbán aber ganz schnell mit dem Rücken zur Wand, sogar ein Ausschlussverfahren nach Artikel 7 stünde dann im Raum.
Entsprechend kämpferisch machen ungarische Regierungskrise Stimmung gegen Schulz. Außenminister Szijjártó sieht in ihm "einen Mann von Gestern", der "genau jene Politik vertritt, aus denen die heutigen Probleme stammen". Schulz sei eine "Hürde für die Stärkung der Sicherung Europas", er habe als EU-Parlamentspräsident "nichts dafür getan, illegale Einwanderung, die uns Terrorismus gebracht hat" zu verhindern. Schulzens Kritik an Orbán diene nur dazu "in Deutschland politisches Terrain zu gewinnen", - was eine eigenartige Anmerkung ist, denn nach offiziellem Regierungsspreche warteten die Deutschen nur auf einen Erlöser wie Orbán in ihrem Land...
Schulz habe in allem Unrecht, wenn er meint, Orbán sei der lautstärkste Vertreter fehlender Solidarität. Die ungarische Regierung "zeige außerordentliche Solidarität mit Deutschland und Europa", denn: "kein Illegaler könne durch Ungarn nach Deutschland gelangen" (seit der Zaun steht, Anm.) "Wir sind es, die die EU-Außengrenzen schützen und damit auch Deutschland und wir geben viel von unserem (!!!, Anm.) Geld dafür aus."
red.
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