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(c) Pester Lloyd / 06 - 2017    GESELLSCHAFT      07.02.2017

Amtliche Sterbehilfe: Ungarns Gesundheitssystem eines der schlechtesten Europas

Erfolgsmeldungen hin, Plakatkampagnen her: Ungarn schneidet nicht nur im Bildungsbereich, beim BIP-Wachstum, der Wettbewerbsfähigkeit, in der Pressefreiheit  im Demokratie-Ranking, beim Korruptionsindex oder in den Armutsberichten von UNICEF und Eurostat, zumal bei der Kinderarmut, jährlich schlechter ab. Jetzt liegt auch der aktuelle "Euro Gesundheits-Patienten-Index" vor, der das Land auf Rang 30 von 35 in Europa untersuchten Staaten setzt.

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Ungarn erreichte dabei in der von einer renommierten Fachorganisation herausgegebenen Studie i 575 von 1000 möglichen Punkten, nochmals 25 weniger als vor zehn Jahren. Der Index spiegelt die Qualität des jeweiligen Gesundheitssystems aus der Perspektive der Patienten und schließt dabei Faktoren wie Wartezeit, Zugang und Qualität von Therapien, Informationspolitik, Sauberkeit und Service in Krankenhäusern etc. ein. An der Spitze in Europa sehen die Patienten ihrer Länder die Gesundheitssysteme in den Niederlande, der Schweiz und Norwegen, am Ende der Skala, direkt hinter Ungarn scheinen auf: Rumänien, Montenegro, Bulgarien, Albanien und Polen.

Ungarn rutschte in allen wichtigen Kategorien ab, vor allem in jener, die die Zufriedenheit der Patienten ins Verhältnis mit den pro Kopf eingesetzten Budgets vergleicht. Besonders dramatisch ist die Sterberate bei Krebserkrankungen. Die 5-Jahres-Überlebensrate beträgt in Ungarn nur 40% (ab Diagnose), in Island, Norwegen oder der Schweiz erreicht sie fast 70%. Dabei sollte sich darüber niemand wundern, immerhin hat die ungarische Regierung seit 2012 die
Gelder für Krebstherapien massiv gekürzt, vor allem für "hoffnungslose" Fälle. Diese amtliche Euthanasie, gepaart mit der hohen Krebsrate, ungesunder Lebensweise und mangelnder Frühuntersuchung, muss sich zwangsläufig in solchen "Überlebensraten" niederschlagen.

 

Die Studie stellt die längsten Wartezeiten auf Computertomographie-Untersuchungen (CT) in Europa in Ungarn fest und das Land befindet sich auch in punkto Krankenhaushygiene (die Spitäler wurden unter Orbán zwangsverstaatlicht und häufen seitdem noch mehr Schulden an als zuvor schon) im unteren Drittel der Studie, bei im Krankenhaus entstandenden Infektionen. Ebenfalls am Ende des Rankings findet man die Behandlung von Lungenkrankheiten und nur von Albanien wird man überholt, wenn es um die Bestechung von Ärzten und Pflegepersonal für Behandlungen und bessere Betreung geht, das sogenannte "Handgeld". Hier besteht eine besondere Leistung der Fidesz-Regierung darin, diese besonders perfide, mitunter tötdliche Art der Korruption legalisiert zu haben.

In zwei Kategorien schnitt Ungarn besser ab als zuvor und deutlich überdurchschnittlich. So ist die Impfrate bei Kindern gegen die acht gefährlichsten Kinderkrankheiten und Grippe nahe bei 100% und: das Land hält die meisten Sportstunden in den Schulen ab. Dabei gibt es allerdings einen Haken: Zwar ist "die tägliche Sportstunde" in den Pflichtschulen vorgeschrieben, allerdings fehlt es sowohl an Sportlehrern als auch an Räumlichkeiten, weswegen zwar "Sportunterricht" abgerechnet wird, dieser meistens aber nicht über ein "Über den Schulhofjagen" der Kinder hinausgeht.

Was im ungarischen Gesundheitswesen schief läuft

red.


46pllogo (Andere)
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