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(c) Pester Lloyd / 08 - 2017    GESELLSCHAFT      22.02.2017

Eine Stadt schweigt: Polizei ermittelt gegen "Christdemokraten" wegen "intimer Beziehung" mit einem Kind

Der Vizebürgermeister der 12.000-Einwohner-Stadt Körmend, Mitglied der mit Fidesz regierenden KDNP (Christdemokraten), Ferenc Szabó (Foto), ist von seinem Posten zurück- und aus seiner Partei ausgetreten, nachdem die Polizei Ermittlungen wegen sexueller Beziehungen zu und Missbrauchs an einer Minderjährigen ermittelt. Alle haben es gewusst und fast alle haben geschwiegen...

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Die Polizei wurde erst tätig, nachdem Bürger anonym entsprechende Indizien lieferten, zudem hätten sich die Eltern mit einer "Beschwerde" wegen der Untätigkeit zahlreicher Behörden gemeldet. Es gebe "dringenden Tatverdacht", so die Komitatspolizei von Vas.

Danach soll der 56jährige Szabó jahrelang "eine intime Beziehung" mit einem heute 16jährigen Mädchen gehabt haben, die seine Schülerin in einer Grundschule gewesen war. Szabó gab für seinen Rücktritt "berufliche und private Gründe" an, will aber zunächst Abgeordneter des Stadtrates bleiben. Er spricht von "unhaltbaren Vorwürfen und gezielten Verleumdungen", die ihn ruinieren sollen.

Laut einer Reportage des TV-Kanals ATV war die Beziehung Szabós zu der Minderjährigen seit Jahren ein offenes Geheimnis, angeblich fürchteten die Bürger die Rache des Lokalpatriarchen und schalteten deshalb die Behörden lange nicht ein. Als die Gerüchte sich verdichteten, nahmen die Eltern das Mädchen aus der Schule, ehemalige Mitschüler sorgten letztlich dafür, dass der Mann nicht einfach davon kommt, denn auch der Direktor wollte die Sache lieber unter den Teppich kehren - selbst als die Eltern, die als "gut situiert" beschrieben werden - sich hilfesuchend an ihn und in die Stadtverwaltung wandten, wurde die Thematik vertuscht.

Nachbarn und Weggefährten beschreiben Szabó, der 16 Jahre als Vizebürgermeister tätig war, als einflussreiche "graue Eminenz" des Ortes, früher Funktionär der Einheitspartei, später beim konservativen MDF, dann der KDNP beigetreten obwohl angeblich gar nicht gläubig.

 

Die Polizei muss nun ermitteln, ob die gesetzlich verbotene Beziehung auf gegenseitigem Einverständnis beruhte (wobei die Entscheidungsfreiheit aufgrund fehlender Reife bei Minderjährigen als nicht voll entwickelt beschrieben wird, weshalb solche Beziehungen ja auch verboten sind) oder ob Szabó emotionalen oder physischen Druck auf das Mädchen ausgeübt hat, was weitere Straftaten (Missbrauch, Nötigung etc.) bedeuten könnte.

Die Fraktion der KDNP, eine Partei, die sich sonst gern in geradezu eifernd-frömmelnder Weise als Hüter christlicher Moral positioniert und vor allem damit beschäftigt ist die "Ungarn in der Welt" zu vertreten und
den "linken Teufel" auszutreiben, will sich zur Sache nicht äußern und verweist auf die Unabhängigkeit der ermittelenden Behörden.

Szabó, der wechselweise bei seiner betagten Mutter und einem "Haus am See" leben soll, bleibt vorerst auf freiem Fuß.

red.


46pllogo (Andere)
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