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(c) Pester Lloyd / 16 - 2018    POLITIK       13.04.2018


Mediale Mondlandschaft: In Ungarn stehen die Zeichen auf Rache an den Demokraten

Während in Ungarn die letzten Oppositionsmedien die Segel streichen, bläst die Regierungspresse mit einer Namensliste von Staatsfeinden zum Sturm. Orbáns angekündigter endgültiger Demokratie-Kehraus wird nun per Gesetz und Verfassungsänderungen umgesetzt. Wer gehofft hatte, dass wir auch hinschmeißen, wird enttäuscht werden. Die Wahrheit braucht kein Budget.

mno (Andere)
Die Geburtstagsanzeige wurde gleichzeitig zur Todesanzeige. Die letzte Ausgabe der “Magyar Nemzet” vom Mittwoch.

Unter normalen Umständen wäre das Aus der "Magyar Nemzet" vom 11. April keine besondere Nachricht. Ein Oligarchenblatt, das zuerst Orbáns Hofberichterstatter war und nach einer epischen Fehde zwischen Eigner und Sonnenkönig um die Futtertröge aus "Rache" zum Oppositionsblatt wurde, wobei es der extremen Rechten näher stand als dem demokratischen Lager, war nun wahrlich kein Leuchtturm des unabhängigen Journalismus mehr, das war in seiner achtzigjährigen Geschichte schon einmal anders. Doch das Ende von Zeitung und online-Portal www.mno.hu  sind im heutigen Kontext ein weiterer Sargnagel der Freiheit, denn das Blatt mit achtzigjähriger Tradition erreichte doch eine Leserschaft, die vor allem im bürgerlichen Lager so einige nachdenklich machen konnte und die sich eher die Augen ausstechen würden als eine "linke" Postille zu lesen.

Die "Magyar Nemzet" ist die letzte der Traditionstageszeitungen aus der Vorkriegszeit, die in der Nachwendezeit eine Renaissance erlebten und nun einem finalen Schicksal zugeführt wurden: die Magyar Hírlap wurde von rechtsextremen Orbán-Anhängern übernommen, die Népszabadság von den Sozialisten im Stich gelassen und von Orbáns Klempner
im Handstreich zusammen mit österreichischen Raubrittern erobert und eingestampft, nur die Népszava dümpelt noch als "sozialistisches" Nostalgieblatt an den Kiosken, aber wohl auch nicht mehr lange. Was sich alles auf dem Medienmarkt der Orbán-Ära ereignet hat, lesen Sie in unserem Medien ABC (bis Januar 2017).

Apropos Leuchtturm: auch das englischsprachige Newsportal
www.budapestbeacon.com  hat den Löffel abgegeben, es war eine Erfindung des Immobilieninvestors Richard Field, der 2011 Furore machte als er mit seiner NGO (natürlich "Soros-like") hunderte Roma aus einem Dorf evakuierte, in dem Neonazis die Polizeigewalt übernommen hatten und begannen verbale Lynchjustiz in physische umzuwandeln. Die Aktion ging als "geplanter Osterausflug" (Lázár) in die Annalen des ungarischen Demokratieniedergangs ein. In der Folge wurde Field vom ungarischen Geheimdienst als "feindlicher Agent" verfolgt und revanchierte sich mit der Wahrheit online. Bis gestern. Jetzt hat er keine Lust mehr, "es ist unmöglich, unter diesen Umständen noch faktenbasierten Journalismus zu machen". Naja, "unter solchen Umständen" fängt Journalismus eigentlich erst an.

Orbáns "Medienlandschaft" ist nun fast die gewünsche Monokultur, die eine Weile hohe Erträge bringt, aber den Boden auslaugt und das Land zur intellekutellen Mondlandschaft macht. Ein paar Online-Einsprengsel, die man weder ausbluten, noch verbieten kann, bleiben, aber die kritische Masse, auf die sich Orbáns Mehrheit stützt, also rund 35% des Wahlvolkes, werden nun ohne Störfrequenzen mit Einheitsbrei bespielt: Öffentlicher-rechtlicher Rundfunk, sämtliche Komitatsszeitungen, das Zentralorgan Magyar Idök, etliche Boulevard-Blättchen und -portale, die Mitteilungsblätter der Bürgermeister sowieso, das Privatfernsehen (mit Ausnahme des kommerziellen Boulevardsenders RTL Klub) - alles unter Kontrolle.

Die einstmals als Wochenzeitung der bürgerlichen Intelligenz gehandelte "Figyelö" hat sich ebenfalls in den Orwellschen Männerchor eingereiht und publizierte ein paar Tage nach der Wahl eine Liste von 200 Soros-Agenten, also Staats- und Volksfeinden. Das Blatt darf sich also getrost in "Der Stürmer" umbenennen, es setzt die Orbánsche Direktive um, wonach man sich "nach der Wahl Genugtuun" an den "Feinden Ungarns" verschaffen wird.

 

Auch die ungarische Reichskristallnacht lässt nicht mehr lange auf sich warten, denn Orbáns Mini-Goebbels hat am Freitag in einem Interview erklärt, dass in Kürze nicht nur die Verfassung um einen Passus ergänzt wird, in dem die "Ansiedlung von fremdem Volk" in Ungarn verboten wird, sondern auch das "Stop-Soros"-Gesetz, "aber natürlich erweitert und der höheren Legitimität der Regierung angepasst", beschlossen und umgesetzt wird. Es ist faktisch ein Judengesetz, nur für Demokraten aller Bekenntnisse. Hier alles dazu. Dienstfertige Amtsräger können es gar nicht abwarten, bis sie endlich ihre Säuberungsaktionen starten dürfen, hier gab es kürzlich bereits einen Vorgeschmack, auf das, was noch kommen wird.

Auf die bangenden Nachfragen des westlichen Orbán-Fanclubs, ob wir nun auch bald eingegangen sein werden oder "hoffentlich" von Orbán verboten werden so viel. Der PL hat
1919, 1933, 1938 nicht aufgesteckt und 1944 nur, als man die Redakteure ins Exil und nicht wenige ins Gas schickte. Diesen bleiben wir verpflichtet. Abschalten kann man uns nicht, da unsere Server nicht in Ungarn sind, sondern im freien Europa mit einem Off-Shore-Backup und finanziell kann es uns schlechter gar nicht mehr gehen.

Die Wahrheit braucht kein Budget. Die paar Euro, die nötig sind, um den Orbánisten und ihren Fackelträgern im Westen auf die Nerven zu gehen, verschaffen uns unsere treuen Leser (
Infos hier) - Soros hat leider noch nichts überwiesen - und so können Sie sich auf uns europäische Quälgeister auch weiterhin verlassen. Wie unsere journalistischen Waffenbrüder vom Pusztastranger (bitte hier entlang) treffend bemerkten: "Der PL übt sich zwar nicht in Hyperaktivität, aber zur richtigen Zeit ist er immer zur Stelle". Dabei soll es auch bleiben.

red.


 



 

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