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(c) Pester Lloyd / 43- 2018 POLITIK 21.10.2018
Lebenslanges Rauchverbot: Ungarn soll erstes rauchfreies Land werden
Unter den Paladinen Orbáns, jener jungen, skrupellosen, karrieristischen und gierigen "Elite", die Orbán als seine Adjudanten an wichtige Schaltstellen der Macht setzte und durch Mitnaschen am Korruptionskuchen hoch motivierte, ist János Lázár ein ganz besonderes Exemplar.
Als Minister an der Spitze des Amtes des Ministerpräsidenten schaffte er es bis zur inoffiziellen Nr. 2 im Staate Orbán. Noch vor der letzten Wahlen wurde er kaltgestellt. Orbán folgt damit einer alten Paten-Regel, ja keine Machtzentren neben dem Zentralgestirn entstehen zu lassen. So ließ er immer wieder seine junge Palastgarde Rogán, Szijjártó, Gulyás, Kósa auf verschiedenen Posten rotieren, ebenso Lázár. Der wurde zu vorlaut und zu mächtig und wurde - zumindest offiziell - abgesägt.
Mal ernsthaft: Was hat dieser Mann geraucht? János Lázár. MTI
Allerdings scheint ihm seine neue Rolle als einer der Beauftragten für die Vermögensverwaltung des inneren Kreises der Fidesz-Kleptokratie, vor allem für Off-Shore-Geschäfte, nicht zu genügen und er drängt in die Öffentlichkeit zurück. Eitelkeit war stets eine der hervorragenden Eigenschaften von Lázár, der sich in der ungarischen Geschichte nicht nur durch zahlreiche - derzeit unmöglich gerichtlich aufzuarbeitende - Korruptionsfälle vom Tabak-Monopol bis zum Verkauf von Schengen-Visa einen Namen machte, sondern mit dem Satz: "Wer nichts hat, verdient es auch nicht besser" auch ein schönes Beispiel für die soziale Empathie des Fidesz ablieferte, die ja laut ihrer Fans auch im Westen "wenigstens noch was für ihr Volk tun". Bei RTL gab er gerade kund, dass "die Geschäfte gut laufen". Er hatte sich gerade ein Jagdschloss gekauft.
Wie auch immer, der aktuellste Bolzen Lázárs, offiziell jetzt "Regierungskommisssar für Nichtraucherschutz": Er will Ungarn zum "ersten rauchfreien Land auf der Erde" machen. Dazu will er ein Gesetz schaffen, dass es "allen nach dem 1. Januar 2020 geborenen lebenslang verbietet, zu rauchen und Tabak oder Zigaretten zu kaufen." Also um das klar zu stellen: auch wenn sie über 18 Jahre alt sind. Dazu soll notfalls auch die Verfassung geändert werden, erklärte Lázár vor verdutzten Medien. Als ersten Schritt will er das Rauchen im Auto und in Wohnanlagen verbieten und die Zahl der Lizenzen für Tabak-Kioske verringern (jene, die seiner Familie gehören, dürften kaum dazu gehören).
Nichtraucherschutz ist gut und wichtig, zumal in Ungarn jeder dritte Tote, der vor der ohnehin sehr niedrigen Lebenserwartung stirbt, mit einer Krankheit in Zusammenhang gebracht wird, die mit dem Rauchen zu tun hat. Der Rest geht auf Fett, Saufen und Selbstmord, was aber nicht verboten wird, lieber treibt man Obdachlose von den Straßen in die Gefängnisse.
Es sei der Interpretation und Fantasie der Leser überlassen, was ein solches Verbot bedeutet und ob und wie es umzusetzen sein wird. Wer Zweifel hat, sollte bei George Orwell nachlesen. Fraglich ist auch, warum es erst ab 2038 Umsetzung finden soll, wenn das Problem so dringlich ist, man könnte ja den Stichtag auch bei allen ansetzen, die ab kommendem Jahr 18 werden. Viel Rauch um nichts also oder nur der verzweifelte Versuch eines in seinem Ego verletzten Soziopathen, ins Rampenlicht zurück zu kommen? Wir bitten unsere Leser um Erklärungsvorschläge....
Best of Lázár
red., Foto: Blikk
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