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(c) Pester Lloyd / 2019-12      WIRTSCHAFT & FINANZEN


Gebrauchte Diesel – Willkommen in Osteuropa

Die deutschen Dieselfahrer leiden immer noch unter dem Dieselskandal, auch wenn die Aufdeckung bereits drei Jahre her ist. Damals war‘s, 2015, als US-Behörden einen Skandal bekanntgaben, der den Leidensprozess von Dieselfahrern in Gang brachte. Das ganze Ausmaß ist immer noch nicht bekannt und der Vorgang bis heute mitnichten aufgearbeitet. Die Autoindustrie, allen voran VW, nutzte nach einer kurzen Schäm-Phase die Gelegenheit, gegen eine geringe Eintauschprämie neue Fahrzeuge zu verkaufen.

dieselpixa (Andere)


Der Dieselfahrer wurde doppelt bestraft. Er hatte ein Fahrzeug, das nur noch einen Bruchteil seines Wertes einbrachte und ihm drohten Fahrverbote in deutschen Großstädten. Aber wo es Verlierer gibt, sind auch Gewinner nicht weit. Wer sich von der Panikmache nicht anstecken ließ, konnte plötzlich gebrauchte Dieselfahrzeuge sehr günstig bekommen –
hier geht es zu den Gebrauchtwagen. Den betrogenen Dieselfahrern blieb nichts anderes übrig, als den Skandal entweder auszusitzen oder sich ein anderes Fahrzeug zu kaufen. Ob und in welcher Form es Entschädigungen für die Betrogenen geben wird, steht in den Sternen.

Gewinner und Verlierer im Dieselskandal

Dank der EU ist der innereuropäische Handel einfacher geworden. Viele osteuropäische EU-Länder profitieren nun von der deutschen Gründlichkeit, Dieselfahrzeuge von den Straßen zu verbannen. Zwar bekommt
Ungarn keine finanzielle Unterstützung der EU, dafür aber jede Menge Blech aus Deutschland. Ältere Dieselfahrzeuge sind in der Bundesrepublik schwer verkäuflich, vor allem wenn sie noch Euro 4-Norm haben. In Osteuropa hingegen sind sie sehr gefragt. Händler, die Dieselfahrzeuge in Zahlung nehmen, haben kein Interesse die Fahrzeuge unter Einhaltung der gesetzlichen Auflagen zu verkaufen.

Daher schieben sie die Diesel zu den osteuropäischen Nachbarn ab. Hauptabnehmer sind Rumänien, Tschechien und die Slowakei, die sich weder um einen TÜV kümmern noch Feinstaubwerte einhalten müssen. Inzwischen haben Diesel einen Anteil von 60 Prozent an den importierten Gebrauchtwagen.

Günstige Diesel oder Umweltschutz

Umweltdiskussionen geschweige denn Umweltzonen gibt es weder in Tschechien noch in Kroatien oder Serbien. In diesen Ländern wird der Diesel geschätzt, weil er wenig verbraucht und jetzt auch noch günstig zu haben ist. Das gilt erst recht für ältere Fahrzeuge. Serbien beispielsweise nimmt sogar noch Fahrzeuge mit Euro 3-Norm ab. Selbst in Rumänien, Tschechien und Kroatien fahren Dieselfahrzeuge, die über 14 Jahre alt sind. Stickoxide, Grenzwerte und Umweltschutz sind hingegen kein Thema. Umweltschutzorganisationen sind von dieser Entwicklung nicht begeistert. Schließlich macht die Luft nicht an der Grenze halt.
Europa könne nicht getrennt werden in saubere und dreckige Luft.

Solange aber das Auto in Osteuropa ein Statussymbol und das Umweltbewusstsein noch nicht ausgeprägt ist, wird sich hier nichts ändern. Allerdings bestünde gemäß Umweltschützern Gefahr, dass Ost- und Südosteuropa eine europäische Müllhalde wird. Ob die EU Druck auf osteuropäische Länder ausüben wird, um temporäre Beschränkungen zu erlassen, wird sich zeigen.

Pe.Li. / Abb: Pixabay