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(c) Pester Lloyd / 22 - 2019   BUDAPEST       31.05.2019


Schiffsunglück auf Donau in Budapest: Viele Fragen offen

+ + + UPDATE 3. Juni:

Schiffsunglück in Budapest: Kapitän als Sündenbock?

Die schweizerische Kapitäns- und Binnenschiffahrtsgewerkschaft Nautilus International Switzerland protestiert gegen die Verhaftung des ukrainischen Kapitäns des Flusskreuzfahrtschiffes Viking Sigyn, das für das Unternehmen River Cruise unterwegs war.

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Suchtrupps an der Unfallstelle am Sonntag. Foto: MTI

Mann dürfe nicht den Besatzungen "die Schuld für die strukturellen Sicherheitsprobleme" auf der Donau in Budapest zuschieben. Es seien "mehr und mehr Schiffe unterwegs und in einem immer heftiger werdenden Konkurrenzkampf verwickelt, in dem manchmal die touristischen und finanziellen Interessen mehr Gewicht bekommen als die Sicherheit", so Natutilus.

Häufig "fehlt qualifiziertes Personal" und oft seien die Schiffe nicht ausreichend besetzt. "Seit Jahrzehnten haben armselige Arbeitsbedingungen und Löhne einen Arbeitskräftemangel gezeitigt". Zwar sei der jetzt verhaftete Kapitän der Viking Sigyn nicht Mitglied der Gewerkschaft, aber er verdiene "unsere Solidarität", er habe einen Ruf als guter und verlässlicher Kapitän "und wird jetzt als Ausrede benutzt".

Die ungarische Seite bemüht sich indes darzustellen, dass alles Menschenmögliche zur Rettung getan worden sei und hat auf einer Pressekonferenz minutiös das Geschehen - aus ihrer Sicht - protokolliert. Der Kapitän aus Odessa sitzt weiter in Haft, gegen die er Beschwerde eingelegt hat. Sein Anwalt erklärte, sein Mandant leugne, irgendeine Vorschrift verletzt zu haben. Gegen eine Kaution von rund 46.000 Euro sei ihm angeboten worden, eine Fußfessel zu erhalten und "auf freiem Fuß unter Polizeiaufsicht in Budapest die Ermittlungen abzuwarten", so MTI. Die Staatsanwaltschaft hat gegen diese Möglichkeit Einspruch erhoben.

Offizieller Stand ansonsten: "Die Ermittlungen laufen". Ob darin auch die offenen Fragen nach der Fahrsichherheit auf der Donau bei den vorhandenden Wetter-, Pegel- und Sichtbedingungen sowie die Rolle des teilstaatlichen Schifffahrtsamtes untersucht werden, wurde nicht gemeldet.

Am Montagmorgen waren weiter 21 der 35 Passagiere des gesunkenen Ausflugsdampfers vermisst, weder ungarische, noch südkoreanische oder zur Hilfe geeilte Spezialtaucher konnten bisher zum Wrack in etwa 6 Meter Tiefe vordringen, wegen der starken Strömung und der geringen Sicht. Die 7 geborgenen Leichen wurden identifiiziert, 6 Menschen konnten gerettet werden.


+++++++ Erstbericht 31. Mai:

Am Freitag suchten Rettungskräfte in Budapest und bis zu drei Kilometer flussabwärts noch nach 21 Vermissten des Schiffsunglückes auf der Donau am Mittwochabend, davon sind 19 südkoreanische Touristen und zwei ungarische Besatzungsmitglieder. Sieben Todesopfer sind mittlerweile bestätigt. Insgesamt befanden sich 33 Passagiere und zwei Besatzungsmitglieder an Bord des Ausflugsschiffes Hableány, darunter ein sechsjähriges Kind. Sieben Passagiere konnten gerettet werden.

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Trauerbekundungen an der Budapester Margaretenbrücke. Fotos: MTI

Kurz nach 21 Uhr war die Hableány am Mittwoch mit dem über 100 Meter langen Schweizer Flusskreuzfahrtschiff Viking Sigyn unter der Margaretenbrücke seitlich kollidiert, als beide durch den gleichen Brückenbogen fuhren. Durch die Wucht des Aufpralls sank das Boot binnen sieben Sekunden kopfüber, was erklärt, dass die meisten Passagiere, die sich wegen des starken Regens zudem im Bauch des Schiffes befanden, keine Chance des Entkommens hatten. Offenbar trug auch niemand eine Schwimmweste, was vorgeschrieben ist, aber praktisch nirgendwo beachtet wird.

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Die südkoreanische Außenministerin und ihr ungarischer Amtskollege bei den Rettungskräften an der Donau in Budapest.

Die ungarischen Rettungskräfte werden von südkoreanischen Spezialeinheiten unterstützt, auch die Außenminister des südostasiatischen Landes ist in Budapes eingetroffen, rund 50 Angehörige werden am Freitag und Samstag in der ungarischen Hauptstadt erwartet. Der Kapitän der Viking Sigyn, ein Ukrainer, wurde am Donnerstagabend festgenommen, weitere Besatzungsmitglieder als Zeugen befragt. Die Kriminalpolizei hat strafrechtliche Ermittlungen eingeleitet.

duna3 (Andere)Die ungarischen Behörden äußerten bis dato kein Wort dazu, ob die wachsende Überfüllung der Donau mit Touristenschiffen im beliebten Städtereiseziel Budapest, die sich den Fluss mit Kreuzfahrt- und Frachtschiffen teilen müssen, das Risiko von Kollissionen erhöht, - was physikalisch unvermeidlich ist. Auch ist fraglich, ob die starke Strömung und der hohe Wasserstand wegen der anhaltenden Regenfälle nicht zu einer Sperrung oder zumindest Einschränkung des Schiffsverkehrs hätten führen müssen oder aber wegen ökonomischer Interessen offen gelassen wurde.

Der Präsident des ungarischen Schifffahrtsverbandes geht in einer öffentlichen Stellungnahme von menschlichem Versagen aus.

Bergungsstaucher der ungarischen
Armee im Einsatz.

Anlegerechte an der Budapester Donau, Lokale und Ausflugsschiffe sowie Reiseagenturen sind in den vergangenen Jahren - vergeben unter einem Staatsmonopol seit 2013 - vermehrt in den Besitz von Unternehmen gelangt, die der Interessenssphäre von Fidesz-Politikern zugeordnet werden können, nachdem sie bis 2010 häufig in Händen von Politiker der sozial-liberalen Regierungen waren.

Sicherer Hafen: Orbáns Schwiegersohn wird Hafenmeister am Balaton

red.

 



 

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