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(c) Pester Lloyd / 27 - 2019 POLITIK 01.07.2019
Ungarn auf Achse: Eine Million verließen das Land in 10 Jahren
In den letzten zehn Jahren haben rund 1 Million Ungarn ihr Land verlassen. Das ist eine Schätzung der OECD, die, Rückkehrer und Kurzzeitgastarbeiter eingeschlossen, davon ausgeht, dass rund 600.000 Menschen ihrem Land seit Orbáns Machtantritt 2010 dauerhaft den Rücken gekehrt haben, also rund 7 Prozent der Gesamtbevölkerung. Das Wirtschaftsportal portfolio.hu bestätigt diese Größenordnungen. Laut OECD verlassen weiterhin jährlich 50.000 bis 85.000 vor allem junge, gut ausgebildete Ungarn das Land.
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Die Tendenz gibt es in ganz Osteuropa, 2016 sollen allein 419.000 Rumänen Jobs in anderen Ländern gesucht haben, jährlich im Schnitt 336.000 Euro, aus Polen wandern ebenfalls 280.000 jährlich ab, 125.000 Bulgaren, 128.000 Ukrainer sowie 70.000 Kroaten. Wobei realtivierend zu sagen ist, dass die OECD keine Daten über Rückwanderung und Saisonabwanderungen erhebt.
Während Ungarn sich hauptsächlich nach Deutschland, Österreich und Großbritannien absetzen, zu Studium und Arbeit, zieht es Rumänen oft nach Spanien in den Hotellerie-Sektor.
Orbáns Versuche, einen Baby-Boom in Ungarn zu fördern, sind regelmäßig gescheitert. Auch seine letzte Offensive ist dazu verurteilt, weil sie wesentliche Faktoren außer Acht lässt, nämlich die Verlässlichkeit eines Rechtsstaates, die längerfristige Perspektive auf würdige Einkommen im erlernten Beruf. Förderungen gibt es nur für eine erträumte Mittelschicht, untere Einkommensgruppen können weder in den Genuss von Steuerfreiheit kommen, noch - wenn auch geförderte - Kredite schultern.
Die Ergebnisse sprechen für sich, in den ersten vier Monaten hat sich der Bevölkerungsrückgang in Ungarn wieder beschleunigt, um 6% gegenüber Januar bis März 2018. Es gab 2,7 % weniger Geburten als im Vorjahr, das sind 757 Babys wenigerund 0,8% mehr Tote.
Das Arbeitskräftedefizit versucht die Orbán-Regierung durch Sklavengesetze und Einwanderung (die offiziell nicht so heißen darf, weil das ungarische Volk "keine Einwanderung wünscht", aus Rumänien, Slowakei, Ukraine, Serbien zu kompensieren. Die Länder sind mit Bedacht gewählt, weil sie den Billiglohnanforderungen vor allem der deutschen Autoindustrie entspricht, eine der wichtigsten Machtstützen des Orbán-Regimes.
red., Abb: Pixabay
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