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(c) Pester Lloyd / 30 - 2019   GESELLSCHAFT       22.07.2019


Ruhige Stärke: Philosophin Ágnes Heller gestorben

Am Freitag verstarb die ungarische Philosophin Ágnes Heller 90jährig im Feriendomizil der Ungarischen Akademie der Wissenschaften in Balatonalmádi. Nach Zeugenaussagen schwamm sie auf den See hinaus und kehrte nicht zurück. MTI meldet, dass die Bergungskräfte ein Verbrechen ausschließen.

heller agnes (Andere)Heller wurde 1929 in Budapest geboren und entging im Budapester Ghetto nur knapp der Deportation durch die Nazis und der Erschießung durch die Pfeilkreuzler. Ab 1947 war sie Studentin der Eötvös Loránd Uni, unter anderem bei György Lukács, deren Mitarbeiterin sie wurde. Zweimal wurde sie wegen mangelnder Linientreue aus der kommunistischen Partei ausgeschlossen, nach dem Aufstand 1956 wurde sie von der Uni verwiesen und geriet durch ihre kritischen Arbeiten immer wieder in Konflikte mit dem herrschenden Regime, das ihr die Arbeit zunehmend unmöglich machte.

1977 exilierte sie nach Australien, nach der Wende 1989 kehrte sie nach Ungarn zurück und war auch Gastprofessorin in New York auf dem Lehrstuhl von Hannah Arendt. Zu ihrem Werk zählen über 40 Bücher und Schriften zur politischen Theorie und Philosophie, die zahlreiche Ehrungen erhielten. Auf Deutsch erschienen unter anderem: "Paradox Europa", "Eine kurze Geschichte meiner Philosophie", "Der Affe auf dem Fahrrad".

Mit Heller verliert Ungarn eine kritische, linke Stimme, geradlinig, aber reflektiert, ruhig und stark. Sie war nicht nur eine harte Kritikerin des Orbán-Regimes, dem sie die Zerstörung der ungarischen Demokratie anlastet, sondern auch das intellektuelle schlechte Gewissen einer zunehmend harm- und prinzipienlosen Opposition. Orbáns Schergen revanchierten sich 2011 mit einer
"Sozialistenjagd", die aber kläglich scheiterte, allerdings den Zweck erfüllte, die zu Unrecht Beschuldigten straflos als "Feinde Ungarns" gebrandmarkt zu haben.

Als tiefergehende Würdigung möchten wir den
Nachruf von Willi Winkler in der Süddeutschen empfehlen.

red.

 




 

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