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(c) Pester Lloyd / 30 - 2009 POLITIK 24.07.2009
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MSZP-Chorknaben

Ungarns Sozialisten springen auf nationalen Zug auf

"Die Zeiten und Umstände haben sich geändert", so begründet der MSZP-Abgeordnete József Kozma den gestrigen Schritt seiner Fraktion, den ethnischen Ungarn in den Nachbarländern, auf Wunsch, die ungarische Staatsbürgerschaft zu "garantieren".

Genau um diese Frage ging es schon einmal, bei einer Volksabstimmung im Jahre 2004. Damals bekämpften die Sozialisten dieses Vorhaben der Rechtskonservativen noch vehement als uneuropäisch, gestrig und nicht gerade zielführend beim Aufbau gutnachbarschaftlicher Beziehungen. Gerade letztere scheinen aber, vor allem mit der Slowakei und Rumänien und zumindest in Minderheitenfragen, ohnehin nicht erreichbar, also macht die MSZP den strategischen Schwenk und wird zu einem Chorknaben des ungarischen Lebensliedes. Dass es sich dabei nur um Wahltaktik handelt, bestreitet die MSZP natürlich.

Ein paar rote Flecken gibt es noch, sonst aber viel Büßerweiß
und schwarze Mäntelchen im Chor der MSZP

"Es geht um die Demonstration einer emotionalen Verbundenheit mit der Nation", meint Kozma, der auch im außenpolitischen Ausschuss des Parlamentes tätig ist, noch etwas ungeübt mit der national-magyarischen Terminologie. In jedem einzelnen der Nachbarländer gäbe es eigene Herausforderungen, die ungarischen Minderheiten betreffend. Vor allem die Frage der sprachlichen Identität in der Slowakei, der Autonomiestatus der Szekler in Ostsiebenbürgen in Rumänien, Visafragen in Serbien und die Bildungsproblematik in der Ukraine betet er als allgemeinen Kanon herunter als komme er gerade von einer Weiterbildung beim Fidesz. Was davon 2004 so viel anders gewesen sein soll, erklärte Kozma indes nicht.

Ausdrücklich hält Kozma fest, dass "allen ethnischen Ungarn, die sich in Ungarn niederlassen wollen, bedingungslos die ungarische Staatsbürgerschaft gegeben werden" soll. Immerhin, ein Punkt im vermutlichen Wahlprogramm der Opposition hat man damit neutralisiert. Mal sehen, was man sich für die neunundneunzig anderen alles einfallen lässt. Die Nachbarn Ungarns können sich nun also auf eine ungarische Einheitsfront bei Minderheitenfragen einstellen, was Verhandlungen nicht unbedingt erleichtert, aber sie in Zukunft deutlich verkürzen könnte.

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