(c) Pester Lloyd / 38 - 2009
ESSEN & TRINKEN 14.09.2009
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Schmunzeln zwischen Kinkerlitzchen
Das Csendes im V. Bezirk von Budapest
Kreativer Dekomix, meterhohe Decken, gute Musik und eine einzigartige Atmosphäre: Ich habe es zu einer meiner Lieblingsbars gekürt: das Csendes
im V. Bezirk. Vom Schmunzeln, flirten, leiden und Gin Tonic statt Kakao und wie es dazu kam...
Mist, die Milch ist sauer. Ich brauche aber jetzt meinen allabendlichen
Gute-Nacht-Kakao! Also doch nochmal los zum Supermarkt. Gut, dass es den 24-Stunden-Match beim Astoria gibt. Es ist zwar schon 22 Uhr, aber ohne Kakao geht es nicht. Auf dem Rückweg vom
Supermarkt gehe ich durch dunkle, fast verlassenen kleine Straßen im fünften Bezirk in Pest, bis ich von der Muzeum körüt in die Ferenczy István utca abbiege.
Plötzlich ziehen hohe, erleuchtete
Fenster meine Aufmerksamkeit auf sich. Durch die Panoramascheiben erblicke ich einen Raum, dessen Wände und Decken über und über mit Bildern, Kritzeleien und anderen Kinkerlitzchen behängt sind.
Ich sehe eine große Bar und mehrere voll besetzte Tische, an denen in Gespräche vertiefte Menschen sitzen. Große Kronleuchter tauchen das Ganze in ein warmes Licht, zwei imposante alte Säulen
inmitten des Raums fallen mir auf. Ich beneide die Personen im Raum, suche nach dem Schriftzug des Namens und werde über einer schönen alten Tür fündig: Csendes.
Kreative Dekoideen: Selbst Donald Duck landet hier mit dem Fallschirm
Spontan entscheide ich mich, meinen Schlummertrunk hier einzunehmen. Ich
betrete das Csendes und ein Lächeln breitet sich über mein Gesicht, denn die warme Atmosphäre der Bar überkommt mich. Die Einrichtung ist gemütlich und
trendy, das Gemurmel der vielen Gespräche an den Tischen und die dazu laufende Indietronic-Musik ergänzen sich perfekt. Ich suche mir einen Tisch in einer Ecke
aus, um alles gut beobachten zu können. Sofort kommt eine sehr freundliche Bedienung zu mir und ich bestelle statt meinem geplanten Kakao einen Gin Tonic
für HUF 860,- (3,20 EUR). Ein großes Bier kostet von HUF 390,- bis 570,- (ca. 2.- EUR), eine Cola HUF 290,-, ein Espresso HUF 250,-. Ich erkläre diese Preise für absolut fair.
Während ich auf meinen Drink warte, bin ich übermannt von den Eindrücken im
Csendes. Ich bin lange damit beschäftigt, mir all die Verzierungen an den Wänden, die kreativen Dekoideen, die verschiedenen Tischdecken und Teppiche
und andere interessante Kleinigkeiten zu inspizieren. Ein Fahrrad hängt von der Decke, ein am Fallschirm hängender Donald Duck scheint im Csendes landen zu
wollen, an einer Lampe hängen Plüschtiere und rosa Elefanten.
Hip, locker und alternativ: Junge Designer und Studenten gehören zu den Stammgästen
Mein Gin Tonic kommt und schmeckt hervorragend. Ich richte meine
Aufmerksamkeit von der Einrichtung auf die anderen Gäste. Hauptsächlich scheinen hier Studenten der nahegelegenen ELTE-Universität einzukehren, auf
schicke Klamotten legt hier keiner übertrieben großen Wert, die Gäste scheinen eher hip, locker und alternativ. Von der Bedienung erfahre ich, dass viele
ungarische Jungdesigner, die in Budapest ihre Läden haben, gerne im Csendes einkehren. Es fällt mir nicht schwer, das zu glauben – bei all der kreativen
Energie, die in die Einrichtung und Dekoration der Bar gesteckt wurde.
Am Nebentisch flirtet ein vermutlich britischer Student mit einer hübschen
Ungarin. Ich muss schmunzeln, denn sie scheint nicht sehr beeindruckt und hofft wahrscheinlich, dass er wenigstens ihr Getränk bezahlen wird. An einem anderen
Tisch scheinen zwei Freundinnen über große Beziehungsprobleme zu reden, eine von ihnen scheint den Tränen nahe. Am nächsten Tisch haben sich vier junge
Frauen eingefunden, die etwas zu feiern haben. Sie trinken, bestellen Kurze und bitten einen anderen Gast, ein Gruppenfoto von ihnen zu machen.
Ein bisschen wie im eigenen Wohnzimmer, nur mit mehr Gesellschaft Insgesamt
scheinen sich hier alle so richtig wohl zu fühlen. Irgendwie ein bisschen wie im eigenen Wohnzimmer, nur dass man sich diesen Raum gerne teilt. Hier wird
jeder freundlich empfangen und die Atmosphäre bietet Raum für ernste Gespräche, Feierlichkeiten in netter Runde oder eben so wie ich es getan habe:
Einen Drink für sich selbst, bei dem man sich zurücklehnen, das Treiben im Csendes beobachten und seinen Gedanken freien Lauf lassen kann.
Ich bezahle meinen Gin Tonic nach einer sehr entspannten Stunde und verlasse
das Csendes sichtlich zufrieden. Auf meinem Heimweg freue ich mich darüber, so eine tolle und einzigartige Bar für mich entdeckt zu haben und weiß, dass ich hier bald wieder einkehren werde.
Sabine Pollmann
Csendes Bar Ferenczy István Utca 7 1053 Budapest Öffnungszeiten: Montag – Freitag: 08:00 – etwa 01:00 Samstag: 14:00 – etwa 02:00
Sonntag: 16:00 – etwa 01:00 WiFi vorhanden
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