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(c) Pester Lloyd / 37 - 2009  POLITIK  11.09.2009
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Richter Gnadenlos

16 Monate Haft für Eltern von Schulschwänzern in Ungarn

Weil zwei ihrer Kinder zu häufig die Schule schwänzten, verurteilte ein Gericht deren Eltern zu einer Haftstrafe von jeweils 16 Monaten ohne Bewährung. Nun bleiben die insgesamt sechs Kinder der Romafamilie im nordostungarischen Sajókaza ganz ohne Eltern. Ein einmaliger Fall, so ein Mitarbeiter des Jugendamtes, dass man wegen des Verstoßes gegen die Schulpflicht beide Erziehungsberechtigte gleichzeitig hinter Gitter steckt.

Drei der Kinder gehen regelmäßig zur Schule, das andere ist noch zu klein dafür. Diese werden durch den Richterspruch nun gleich mitbestraft und kommen ins Heim. Eine ungarische Zivilorganisation, die Vereinigung für Freiheit (TASZ) hat inzwischen eine Petition an den Staatspräsidenten des Landes, László Sólyom sowie den Justizminister Tibor Draskovics gesandt, in dem beide aufgefordert werden, in dem Fall zum Wohle der Kinder zu intervenieren.

Sie argumentieren, dass es selbstverständlich die Pflicht der Eltern gewesen wäre, ihre Kinder zur Schule zu schicken. Der Grund aber, warum die beiden ältesten Kinder dies nicht mehr taten, war nicht die Interessenlosigkeit der Eltern, sondern dasss die Kinder sich selbst weigernte. Sie waren unglücklich und fühlten sich ausgestoßen. Befragungen der Kinder hätten dies eindeutig ergeben. "Es besteht kein Zweifel, dass sie aufgrund ihrer Herkunft Benachteilgungen erfahren haben." Mehr als einmal, so die Zivilorganisation, seien sie auch Opfer körperlicher Gewalt in der Schule geworden.

Der Justizminister könnte die Vollstreckung des Urteils aussetzen, bis der Präsident eine Entscheidung über eine evtl. Begnadigung getroffen habe. Aus dem gleichen Ort, Sajókaza, berichteten wir vor einigen Tagen über eine Computerspende von Microsoft an die dortige Schule und die hilflose Hilfe für die Roma in Ungarn. Lesen Sie hier unseren Bericht.
 

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(c) Pester Lloyd

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